Elbsandstein auf die harte Tour

Langstreckenwanderer unterwegs
Trekking ist das neue Wandern. Immer mehr Abenteuerbegeisterte begeben sich im Urlaub oder während eines Sabbaticals zu Fuß auf die Langstrecke. Für die geplante Rundtour im linkselbischen Teil des Elbsandsteingebirges würden geübte Wanderer schätzungsweise vier bis fünf Tage benötigen. (Foto: Hartmut Landgraf)

Erstmals soll im linkselbischen Teil der Sächsischen Schweiz eine richtige Trekking-Route für Ausdauer-Wanderer entstehen: rund 100 Kilometer lang, mit einfachsten Hütten und Biwakplätzen. Damit bekäme das Abenteuer Elbsandstein eine völlig neue Dimension.

Irgendwas hat noch gefehlt in der Sächsischen Schweiz. Für manchen Abenteuerfreund hatte Ostdeutschlands wichtigste Kletter- und Wanderregion trotz ihrer wilden Schluchten und Felslandschaften bislang ein gewisses Luxus-Problem: Mit seinen beschaulichen Kneipen, gut markierten und gepflegten Routen und Wegen und dem eher komfortablen Naturerlebnis war das Elbsandsteingebirge manchem Outdoor-Begeisterten einen Tick zu gemütlich. Es fehlte die harte Tour! Die Herausforderung für echte Backpacker und Leute, die sich über Tage möglichst weit abseits der Zivilisation bewegen wollen.

Forstbezirkschef Uwe Borrmeister
Uwe Borrmeister, Leiter des Forstbezirks Neustadt (Foto: privat)

Es gehört zunächst etwas Fantasie dazu, sich diese Art Abenteuer in einer Kulturlandschaft mitten im dicht besiedelten Sachsen vorzustellen. Der Sachsenforst hat sie. Am Donnerstag stellte die für den linkselbischen Teil der Sächsischen Schweiz zuständige Neustädter Forstbehörde erstmals Ideen für eine 100 Kilometer lange Trekking-Route im Elbsandsteingebirge vor. Das Projekt, an dem auch die tschechische Forstverwaltung Lesy ČR beteiligt ist, hat bereits einen Namen: Forststeig Elbsandstein. Ein naturbelassener Trail für Ausdauer-Wanderer mit einfachsten Hütten und Biwakplätzen mitten im Wald. „Wir stellen uns eine siedlungsferne, grenzüberschreitende Route über zumeist erdgebundene Waldwege und Pfade vor“, sagt Forstbezirkschef Uwe Borrmeister.

Eine zündende Idee für die Outdoor-Region?

Der Forststeig, über dessen groben Verlauf man sich mit den tschechischen Kollegen bereits verständigt hat, soll die schönsten und wichtigsten Landschaftserhebungen links der Elbe mitnehmen: Großer Zschirnstein, Katzstein, Tyssaer Wände, Schneeberg, Papststein, Gohrisch, Quirl. Außerdem könnte er die Zeltplätze in Ostrov und Leupoldishain tangieren. Es müssten allerdings entlang des Trails weitere Möglichkeiten zum Übernachten und Kampieren im Wald geschaffen werden, damit das Projekt seinem siedlungsfernen Charakter auch gerecht wird, sagt Borrmeister. Vorbilder seien ein Wildnis-Trail in der Eiffel und entsprechende Trekkingplätze in Rheinland-Pfalz gewesen. Man will die Latte wohl nicht zu hoch legen. Trotzdem ist zu vermuten, dass die Initiatoren insgeheim den vom Jakobsweg kräftig befeuerten Fernwanderboom und ein paar namhafte europäische Trekking-Klassiker vor Augen hatten, etwa den Kungsleden im Norden Schwedens oder den GR 20 auf Korsika. Schon lange suchen Regionalentwickler und Touristiker nach der zündenden Idee, um das Gästegeschäft im Elbsandsteingebirge auf natur- und landschaftsverträgliche Weise weiter auszubauen. Das Vorhaben, die Felsenregion auf die Liste der renommierten Unesco-Weltnaturerbestätten zu bringen, gilt vorerst als gescheitert. Eine Alternative fehlte bisher. Mit dem Forststeig bekäme das Abenteuer Elbsandstein nun eine völlig neue Dimension.

Grobentwurf des Forststeigs
So könnte der Forststeig einmal aussehen. Ein erster Grobentwurf der geplanten Trekking-Route. Zum Vergrößern klicken! (Quelle: Forstbezirk Neustadt)

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass der Forstbezirk Neustadt mit seinen beiden Selbstversorger-Trekkinghütten, die im Frühjahr in den Cunnersdorfer Wäldern eröffnet wurden, von Anfang an viel weiter reichende Pläne verfolgte, als nur das Angebot einer spartanischen und preiswerten Übernachtungsmöglichkeit inmitten von Einsamkeit und Tannengrün. Die Hütten sind offenbar Teil eines Gesamtkonzepts zur touristischen Entwicklung noch weitgehend ungenutzter Teile des Elbsandsteingebirges, in die sich – etwas überspitzt gesagt – bislang mehr Holztransporter als Wanderer verirren. Ziel des Projekts ist laut Borrmeister neben der Förderung des Naturerlebens auf linkselbischer Seite auch eine Entlastung des Nationalparks Sächsische Schweiz am gegenüberliegenden Elbufer, der laut eigenen Angaben jährlich 2,9 Millionen Besuchern zu managen hat.

Mehr erfahren:

>>> Trekkinghütten – alle Infos vom Sachsenforst

>>> Reportage: In die Einsamkeit

Selbstversorgerhütten haben den ersten Test bestanden

Von der Resonanz der Wanderszene auf die beiden ersten Selbstversorgerhütten (Willys Ruh und Grenzbaude) sieht sich der Forstbezirk in diesen Plänen bestätigt. Uwe Borrmeister zog am Donnerstag eine erste Bilanz: In der zurückliegenden Saison seien von Anfang Mai bis Ende Oktober insgesamt 143 Hüttentickets verkauft und 93 davon eingelöst worden, so der Forstbezirkschef. Die Übernachtungsgäste kamen größtenteils aus der Region, einige aber auch aus anderen Bundesländern.

Erleichtert zeigte sich Borrmeister darüber, dass sich anfängliche Befürchtungen hinsichtlich unerwünschter Nutzergruppen und Vandalismus nicht bewahrheitet hätten. Auch vom Feedback, das die Initiatoren über die Einträge in den Hüttenbüchern und über die Medien bekamen, fühlt sich der Sachsenforst nun zu weiter gehenden Plänen ermutigt. Der Forstbezirkschef kündigte zunächst eine Verlängerung des Hütten-Projekts um zwei weitere Jahre an. Außerdem werde man zwei zusätzliche Objekte in den Wäldern zwischen Cunnersdorf und Rosenthal für eine ähnliche Nutzung prüfen – beides ebenfalls alte Jagdhütten: die sogenannte Haselmausbaude und die Forsthütte Winterleite.

Biwakplatz im schwedischen Dalsland
Ein Biwakplatz, wie er im schwedischen Dalsland üblich ist: ein einfacher Windschutz mit Feuerstelle, ohne jeden Komfort. (Foto: Hartmut Landgraf)

Neben den Trekkinghütten und Zeltplätzen sollen in Reichweite des geplanten Forststeigs einige rustikale Biwakplätze entstehen – einfachste Notquartiere mit kaum mehr als einem Dach, einer umlaufenden Bank und einer Liegefläche im Trockenen. Von den Trail-Wanderern wird erwartet, dass sie – wie beim Trekking allgemein üblich – alles Nötige selbst im Rucksack mitführen, vom Wassersack über die Isomatte bis zum Toilettenpapier. An dieser Stelle hat sich der Sachsenforst mit der TU Dresden einen findigen Projektpartner ins Boot geholt. Am Lehrstuhl für Baukonstruktion sollen Studenten den Prototyp eines solchen Biwaks für den Trail entwickeln – aus ökologischem Material, transportabel und auf das Nötigste beschränkt, was man zum Übernachten braucht.

In den nächsten zwei Jahren soll die Idee für den Forststeig Gestalt annehmen. Die Kosten für die Einrichtung der Route hält der Forstbezirk für beherrschbar – in einem Dreiklang aus Eigenmitteln, Hütten- bzw. Biwakgebühren und ehrenamtlicher Unterstützung sei auch die Unterhaltung und Pflege des Trails ein durchaus realistisches Vorhaben, sagt Uwe Borrmeister. Einige wichtige Partner in der Region haben die Pläne bereits ausdrücklich begrüßt und ihre Unterstützung signalisiert: Involviert sind u.a. der Tourismusverband Sächsische Schweiz und der Sächsische Bergsteigerbund.

Tourentipp:

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2 Kommentare zu Elbsandstein auf die harte Tour

  1. Hallo, ich finde die Idee super und freue mich, wenn ich den Weg einmal gehen werde. Es wäre so schön, wenn man wie auf dem Bild von Schweden.auch eine Feuerstelle hat.Warum ist das, was für unsere Vorfahren normal war bei uns in Deutschland fast überall verboten??

  2. An sich wirklich eine gute Idee endlich mal Biwakplätze anzubieten… Aber wieso muss das immer was kosten? Meine Freundin und ich sind froh wenn wir uns mal „Urlaub“ leisten können, heißt bei uns die Bahnfahrt und schlafen tun wir immer in der „Wildnis“ mit Respekt gegenüber der Natur. Wir sammeln sogar fremden Müll ein der auf den Wegen liegt und dann soll man noch ne Gebühr für nen einfachen Biwak platz zahlen? Schade…

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