Im Elbsandsteingebirge hat die Brutzeit begonnen. Schwarzstorch, Uhu und Wanderfalke brauchen ein paar Wochen Ruhe. Deshalb sind einige Felsen und Wege gesperrt. Ein vergleichsweise kleiner Tribut.
Trotz des nasskalten Wetters geht es dieser Tage in den Felsen des Elbsandsteingebirges ganz schön lebendig zu. Man sieht es nicht, denn es geschieht im Verborgenen – hoch oben in den Wänden, in irgendwelchen Nischen, Winkeln und Löchern. Aber schon bald werden sich von dort ein paar ungewohnte Töne ins frühlingshafte Stimmenkonzert der Wälder mischen – zuerst zaghaft, leise und schwach, dann immer lauter und fordernder. Und irgendwann werden sie mit ungeschickten, tapsigen Trippelschritten zum ersten Mal ans Licht kommen: die jungen Schwarzstörche, Uhus und Wanderfalken. Es ist Brutzeit im Elbsandsteingebirge.
Damit das Familienleben der seltenen Vogelarten nicht gestört wird, gelten in den Brutgebieten der Sächsischen und Böhmischen Schweiz in den nächsten Wochen einige Einschränkungen. Zum Schutz der Tiere sind einige Felsen und Wege gesperrt. Die Nationalparkverwaltungen in Sachsen und Böhmen bitten Wanderer und Bergsteiger, die im Gelände mit Schildern ausgewiesenen Nistzonen zu respektieren, weil sonst aufgeschreckte Vögel ihre Brutplätze verlassen könnten – und wenn sie zurückkehren, ist es für den Nachwuchs oft zu spät.
Brutverluste beiderseits der Grenze
Über die brutbedingten Gebietssperrungen herrscht Einigkeit zwischen den Bergsportverbänden und Naturschutzbehörden beiderseits der Grenze, und die große Masse der Wanderer und Bergsteiger hält sich dran. Stellenweise beteiligen sich die Bergsteiger sogar an der Bewachung der Horstschutzzonen. Trotzdem gibt es immer wieder Einzelne, die das Tabu ignorieren, sagt Uwe Kretzschmar vom Sächsischen Bergsteigerbund (SBB). Die Folgen bleiben nicht aus: So ging im vorigen Jahr beispielsweise auf böhmischer Seite beim Wanderfalkenpaar in den Silberwänden die Brut verloren, vermutlich wegen Lärm. Auch auf sächsischer Seite schlug eine Brut fehl – am Bergfreundschaftsstein im Zschand. In beiden Fällen konnte man anhand von Gipfelbucheinträgen nachweisen, dass an den Felsen trotz der Verbotsschilder geklettert worden war. So etwas zerstöre mühsam aufgebautes Vertrauen zwischen den Nationalparkverwaltungen und den Bergsportverbänden, warnt Uwe Kretzschmar. „Die Sperrungen sind minimal, verglichen mit anderen Naturschutzgebieten“, sagt er und mahnt die Kletterer eindringlich zur Rücksichtnahme.
Während sich die Wanderfalkenpopulation im Elbsandsteingebirge seit Mitte der 90er-Jahre stabilisiert hat, gilt vor allem der Schwarzstorch noch immer als besonders schutzbedürftig. Laut Ulrich Augst von der Nationalparkverwaltung wurden in der Sächsischen Schweiz im vergangenen Jahr fünf Schwarzstorchenpaare und sieben Junge gezählt. 24 Junge waren es bei den 20 brütenden Wanderfalkenpaaren – bei den fünf Uhu-Paaren hingegen kein einziges. „Für den Uhu war es ein schlechtes Jahr“, sagt Augst. Es gab wenig Mäuse, und auch sonst ist der Tisch für die große Eulenart im Elbsandsteingebirge nicht gerade üppig gedeckt. Außer Feldmaus, Igel, Rebhuhn oder Feldhase gehören beispielsweise auch die Jungen anderer Raubvögel zum Speiseplan des Uhus.
Der Sächsische Bergsteigerbund sucht noch freiwillige Helfer für die Bewachung von Horstschutzzonen in der Sächsischen Schweiz. Für Termine und Infos schreibt bitte an den SBB: mail@bergsteigerbund.de. Infos zu Gebietssperrungen findet Ihr hier: www.bergsteigerbund.de/klettern_sperrungen.php
Zeitweilige Sperrungen im Elbsandsteingebirge
Hinweis: Die hier aufgelisteten Sperrungen gelten vorläufig. Noch sind nicht alle Nistplätze bekannt, es können also noch weitere Sperrungen hinzukommen. Aktuelle Infos findet Ihr auf den unten verlinkten Internetseiten.
Sächsische Schweiz:
Rathener Gebiet Admiral, Klabautermann, Totenkirchl, Amselgrundturm, sowie der Kletterzugang zwischen Admiral und Schwedenturm. Sperrung bis 15. August.
Brandgebiet Forstgrabenwand, sowie Kletterzugänge zu diesem Gipfel. Kletterzugang in Richtung Tiefer-Grund-Türme auf dem Massiv kann benutzt werden. Sperrung bis 15. August.
Schrammsteingebiet Saurier, der Kletterzugang am Wandfuß kann ruhig und zügig begangen werden.
Schmilkaer Gebiet Flüchtling, Fluchtwand, Pfadfinder, sowie der Kletterzugang auf der Terrasse unterhalb der Fluchtwand. Sperrung bis voraussichtlich Ende Juni.
Affensteine Siegfried, Die ausgeschilderte, dauerhafte Sperrzeit wir bis voraussichtlich Ende Juni verlängert.
Kleiner Zschand — Großer Zschand — Gebiet der Steine Zwilling am Pfaffenstein, sowie der Kletterzugang zwischen Förster und Klamotte, Großer Zschirnsteinturm an den Zschirnsteinen sowie Kletterzugang und umliegende Massivbereiche. Die Aussicht ist zugänglich. Sperrung bis voraussichtlich Ende Juni.
Bielatalgebiet Waldwächter, Totenkopf, Glasergrundscheibe, Schöne Nadel, Semperhexe, sowie die Kletterzugänge zu dieser Gipfelgruppe. Sperrung bis voraussichtlich Ende Juni.
Quelle: Nationalpark Sächsische Schweiz
Aktuelle Infos: www.nationalpark-saechsische-schweiz.de/besucherinformation/klettern/
Böhmische Schweiz:
Elbtal, linkes Ufer: Citadela, Ústecká věž, Kyklop, gesperrt bis 30. Juni.
Elbtal, rechtes Ufer: Die Sperrung ist nach der Ausnahmegenehmigung für das Klettern am rechten Ufer bis 1. Juli einzuhalten. Suchá Kamenice und Růžové hřebeny (die zeitweilige Sperrung von Golem bis zum Massiv Růžová vyhlídka ist verlängert worden) ist bis 30. Juni gesperrt. Siehe die Karten im Anhang:
Gebiet Bělá: Faraon, Velká věž, Bělská jehla, Brána, gesperrt bis 30. Juni.
Gebiet Modřín: Die Umgebung von Rajská věž ist bis 30. Juni gesperrt.
Gebiet Ostrov: Die Umgebung des Turmes Obr ist bis 30. Juni gesperrt.
Im Gebiet des Nationalparks Böhmische Schweiz (Hřensko, Soutěsky, Vysoká Lípa, Tokáň, Jetřichovice, Kyjovské údolí, Brtníky) sind die Sperrungen in der I. Zone (Kernzone) und die markierten zeitweiligen Sperrungen zu beachten. Die Sperrungen sind mit Bändern und Informationstafeln markiert.
Quelle: Gipfelkommission Labské pískovce
Aktuelle Infos: www.npcs.cz/opatreni-obecne-povahy-spravy-np-ceske-svycarsko
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