Im Raum Dresden entstehen immer mehr Kletterhallen. Auch in Heidenau gibt´s jetzt einen Spot fürs hippe Indoor-Vergnügen – die YOYO Kletterhalle. Der Ort ist gut gewählt. Rechnet er sich auch?
In ihrer ersten Woche ist die neue Kletterhalle mit dem fetzigen Namen „YOYO“ an der Heidenauer Weststraße rappelvoll. Klettern ist zur Eröffnung gratis. „Die Bude ist aus allen Nähten geplatzt“, erzählt Hallenbetreiber Reike Raßbach. Zweite Woche, Mittwochabend gegen 18 Uhr – ein etwas anderes Bild: Im YOYO turnen rund ein Dutzend Kletterer durch die Weite des Raums. Nur eine kurze Verschnaufpause, glaubt der Betreiber. Er ist sich sicher, dass der Ansturm bald wiederkommt und er im Objekt über kurz oder lang „volles Haus“ haben wird.
Der deutschlandweite Kletter-Boom hinterlässt Spuren im Raum Dresden: Anfang des Jahres eröffnet der Sächsische Bergsteigerbund unweit vom Hauptbahnhof sein neues Vereinszentrum mit angeschlossener Kletterhalle. Im Osten der Stadt erweitert Dresdens größter Wandbetreiber, das Sportzentrum XXL, demnächst seine Kletterfläche um fast 2000 Quadratmeter. Außerdem entsteht in der Dresdner Neustadt gerade mit der Mandala-Halle ein neuer Bouldertreff. Und nun gibt´s das YOYO in Heidenau.
Die beiden Betreiber Reike Raßbach und Stefan Henny suchen lange nach einer geeigneten Immobilie und werden schließlich unmittelbar vor den Toren der Sächsischen Schweiz fündig. Die umgebaute Fabrikhalle ist geräumig, luftig – und hoch. Unter die 14 Meter hohe Decke sind 120 Routen im Schwierigkeitsgrad zwischen 3 und 9+ geschraubt – rund 900 Quadratmeter Kletterfläche. Das System stammt von T-Wall, einem bekannten deutschen Wandbauer mit Sitz in Offenbach. Damit der Spaß spannend bleibt, sind die Wände dreidimensional strukturiert. Der Großteil der Routen deckt den populären mittleren Schwierigkeitsgrad von 4 bis 6 ab.
Sportliches Wachstum
Auch die Lage der Halle könnte besser kaum sein: direkt an der Bundesstraße 172 Richtung Elbsandsteingebirge, für Kletterer aus Dresden ein idealer Fluchtpunkt bei schlechtem Wetter – und für die aus Pirna und der Sächsischen Schweiz die erste Halle auf dem Weg in die Landeshauptstadt. Vor dem Haus haben ein paar Dutzend Autos locker Platz. Und bis zur S-Bahn sind es nicht mehr als zehn bis 15 Minuten zu Fuß.
Doch angesichts der üppigen Konkurrenz muss sich der Träger des Mietobjekts, die Climb Concept GmbH, trotzdem fragen lassen, ob sich die Investition rechnet. Wird die pro Kletterer verfügbare Wandfläche in Dresden nicht irgendwann zu groß? Diese Gefahr sieht Reike Raßbach nicht. „Nicht im Osten, nicht in dieser Region“, ist er überzeugt. Zu den Baukosten hält Raßbach sich bedeckt. Man habe sich „nicht versklavt“ sagt er lediglich.
Die Zuwachs-Zahlen, die der Klettersport vorlegt, scheinen den Investoren Recht zu geben: Kletterhallen schießen in Deutschland seit Jahren wie Pilze aus dem Boden – und ein Ende ist nicht in Sicht. Der Deutsche Alpenverein (DAV), mit einer Million Mitgliedern größter Bergsportverband der Welt, sieht Klettern weiterhin stark im Aufwind und geht von mindestens 500.000 Leuten in Deutschland aus, die den Sport inzwischen aktiv betreiben. Vor allem die Jugend begeistert sich für den vertikalen Adrenalinstoß. Laut verbandsinternen Erhebungen sind rund 60 Prozent aller Kletter-Anfänger zwischen zwölf und 20 Jahre alt – und ein großer Teil der Neuanfänger packt heute nicht im Gebirge, sondern in Kletterhallen zum ersten Mal eine Wand an. Der Trend beschert auch den Bergsportverbänden spürbaren Zuwachs. Allein der Sächsische Bergsteigerbund – die größte von zehn DAV-Sektionen in Sachsen – zählt mittlerweile rund 12.000 Mitglieder. Ein großer Schwung Neuanmeldungen kam im Frühjahr nach Eröffnung der neuen Kletterhalle.
Das YOYO hat noch viel ungenutzten Platz zum Wachsen. Die obere Etage mit einer umlaufenden Galerie ist noch Baustelle. Perspektivisch sollen eine Indoor-Erlebniswelt für Kinder und ein Boulderbereich hinzukommen. Die Sanitäranlagen sind für eine Kletterhalle schon fast ein bisschen nobel. Eine Sauna sei nicht geplant, sagt Raßbach. Das habe er schon irgendwo falsch gelesen. Ganz ausschließen will er solche Gedanken aber auch nicht. Im Eingangsbereich setzen die Betreiber auch ein paar gastronomische Akzente: Die Einrichtung ist stylish – an Palettentischen werden frisch zubereitete Snacks und Fassbier serviert. Die eine oder andere Idee hat Reike Raßbach augenscheinlich aus dem „Bouldercity“ entlehnt, einem familiären Szenetreff in der Dresdner Neustadt, den er selbst seit 2003 betreibt.
Fazit: Das YOYO kommt zur richtigen Zeit und am richtigen Ort. Es schließt eine Lücke im Netz der Kletterhallen – und bietet vor allem Kletterern aus Pirna und der Sächsischen Schweiz eine willkommene Alternative. Die Preise bewegen sich mit 11,00 bzw. erm. 9,00 Euro für die Einzelkarte im üblichen Rahmen.
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 10 bis 22 Uhr
Alle Infos: www.yoyo-kletterhalle.de
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