Sie hatten ihre Meinungsverschiedenheiten – der Sächsische Bergsteigerbund und sein Gründervater Bernd Arnold. Nun ernennt der Verein den Kletterpionier zum Ehrenmitglied.
Ein vergilbter Bogen Papier. Darauf mit blauem Kugelschreiber sieben Stichpunkte. Auf einem zweiten Blatt ein Datum und Unterschriften. Mit dieser handschriftlichen Notiz wird im Dezember 1989 ein traditionsreicher Sportverein ins Leben zurück gerufen: der Sächsische Bergsteigerbund (SBB). Ort des Geschehens: Eine kleine Dachkammer im sächsischen Hohnstein, voll mit Bergbüchern und Erinnerungen – Bernd Arnolds Büro.
Der Klettermeister aus dem Elbsandsteingebirge gehört in der Wendezeit zu den treibenden Kräften, die dem staatlich organisierten DDR-Bergsport etwas Neues entgegensetzen wollen. „Eile war geboten“, sagt Bernd Arnold. „Die anderen wären uns sonst zuvor gekommen.“ Die Funktionäre der damaligen Dachorganisation DWBO haben ihre eigenen Pläne: so viel wie möglich von den überkommenen Strukturen in die neue Zeit hinüber retten. Bei einem DWBO-Treffen Anfang Dezember 1989 in den Messehallen am Dresdner Fucikplatz (heute Straßburger Platz), tritt der Hohnsteiner in die Öffentlichkeit und fordert als einer der Ersten die Neugründung des SBB. Und er ist einer der sieben Männer, die das Vorhaben wenige Wochen darauf in Hohnstein besiegeln.
Über 900 Erstbegehungen im Elbsandstein
Fast drei Jahrzehnte später kommt nun die verdiente Anerkennung: Am heutigen Freitag verlieh der Sächsische Bergsteigerbund Bernd Arnold bei einer offiziellen Feierstunde in Dresden die Ehrenmitgliedschaft – eine Auszeichnung, die bislang nur ganz wenigen Bergsteigern zuteil wurde. Bernd Arnold hat dem sächsischen Klettersport vor allem in den 70er- und 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts weltweit Anerkennung verschafft. Damals gehört der Sachse zu den besten Kletterern seiner Zeit – weit über 900 Erstbegehungen im Elbsandsteingebirge gehen auf sein Konto, nach der Wende kommen schwere Neutouren in anderen Gebirgen hinzu – u.a. in Patagonien, Jordanien und in der Sahara.
In seiner Heimat engagiert er sich in dieser Zeit auch als Nachwuchs- und Kulturförderer, organisiert mehrere Jahre lang ein Klettersportfest und ist bis heute Veranstalter des Hohnsteiner Bergsommerabends. Das Verhältnis zu seinem Verein ist indessen nicht immer frei von Meinungsverschiedenheiten: So kämpft Bernd Arnold mehr als 20 Jahre vergeblich für einen Sportklettergarten in seiner Heimatstadt, ein Projekt, für das er vom SBB nicht die erhoffte Unterstützung erfährt, stattdessen lange Zeit in maßgeblichen Vereinskreisen auf hartnäckige Vorbehalte und Widerstände stößt. Naturschutzbehörden erteilen den Plänen eine Absage, auch der Versuch, das Projekt mit einem Klettermuseum zu verbinden, bleibt ohne Erfolg. Zurzeit liegt das Vorhaben auf Eis.
Inzwischen hat es an der Spitze des SBB einen Generationswechsel gegeben. Mit der Auszeichnung wolle der Bergsteigerbund die Lebensleistung Bernd Arnolds würdigen – seine Verdienste um den Klettersport und um den Verein, kommentiert SBB-Geschäftsführer Christian Walter die Entscheidung. Gemeinsam mit dem Hohnsteiner Klettermeister wird auch dem Sebnitzer Bergsteiger Gunter Seifert die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Seifert war jahrelang Leiter der Sebnitzer SBB-Ortsgruppe und Mitglied im Sebnitzer Bergsteigerchor, kümmerte sich in der Sächsischen Schweiz um Veranstaltungen wie den Wuchterlauf und andere Bergsporttraditionen und war ebenfalls einer der sieben Vereinsgründer.
Der SBB ist heute mit 14.000 Mitgliedern einer der größten Sportvereine Sachsens und ein maßgeblicher Interessenvertreter der Bergsteiger und Wanderer gegenüber den Umwelt- und Naturschutzbehörden. Er hält mit seiner Klettertechnischen Abteilung (KTA) in der Sächsischen Schweiz rund 20.000 Kletterrouten instand, unterhält drei Chöre und eine eigene Kunststiftung und betreibt in Dresden unweit vom Hauptbahnhof ein modernes Vereinszentrum mit wettkampftauglicher Kletterhalle.
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