Raumfahrer Alexander Gerst kann die Welt zwar von oben sehen – aber nicht das winzige Elbsandsteingebirge. Glauben die Blog-Biester. Und während die ISS jede Nacht in atemberaubendem Tempo über ihre Köpfe zieht, lassen sie sich treiben. In ihrem eigenen „Schiff“. Und mit viel mehr Zeit zum Genießen.
Tubennahrung ist was für Astronauten oder Kostverächter, finden Dana und Dani. Egal wie schwer die Kraxe wird, die beiden Outdoor-Gourmets kochen nicht auf Sparflamme und ziehen in ihrer Kolumne alle kulinarischen Register. Selbst wenn der Wind den Kocher auspustet und der halbe Wald in den Topf fällt. Aber manchmal lassen sich die Mädels auch einfach nur treiben – zum Beispiel auf der Elbe. Mit ein paar mitleidvollen Gedanken an die Besatzung der ISS, die hoch über ihren Köpfen Konservierungsstoffe löffeln muss. Und den Zutaten für eine nachhaltig irdische Knoblauchsuppe an Bord.
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Astronautennahrung? Dann doch lieber einen ganzen Berg Muffins!
Dani: Wie sähe das Elbsandsteingebirge wohl von ganz weit oben aus? Aus dem All? Von unserem Lagerplatz am Flussufer beobachten wir, wie die ISS ihre Bahn am nächtlichen Sternenhimmel zieht. Von ihr aus gesehen wäre unser liebstes Gebirge wahrscheinlich nur ein winziger Punkt, so groß wie ein Stecknadelkopf. Und unsere Reise wäre in wenigen Sekunden vorbei.
Wir sind mit einem Kanu unterwegs von Decin nach Dresden, um unsere Heimatberge mal aus einem neuen und anderen Blickwinkel zu betrachten – von ganz unten, von der Elbe. Bislang kennen wir sie nämlich hauptsächlich von unseren Streifzügen zu Fuß durch die Sandsteinlandschaft an beiden Ufern. Oder von noch weiter oben, von den Gipfeln. Kaum sind wir losgepaddelt, beginnen auch schon die Überraschungen: Kurz hinter der tschechisch-deutschen Grenze treiben wir am Dörfchen Schmilka vorüber. Kurz darauf wird unser Blick von einem seltsamen Felsmassiv angezogen. Fast sieht es so aus, als würde sich da ganz plötzlich ein riesiger Berg Muffins aus dem Wald erheben. Ist das etwa der Rauschenstein? So haben wir ihn noch nie gesehen. Und das ist erst der Anfang!
Dass ich an Muffins denken muss, hat natürlich seinen Grund – Paddeln macht hungrig. Und wir haben Appetit auf etwas richtig Leckeres. Die nötigen Zutaten sind alle an Bord – sogar für einen süßen Nachtisch. Davon können die auf der ISS mit ihrer Astronautennahrung sicher nur träumen…
Kochen im luftleeren Raum wäre manchmal ganz praktisch
Dana: Noch fünf Minuten, dann wird sie wieder als kleiner heller Punkt am Horizont auftauchen. Alle anderthalb Stunden aufs Neue. Momentan befindet sich die ISS noch über den Azoren, sagt die App, aber gleich zieht sie ihre Bahn direkt über unsere Köpfe hinweg. Nur fünf Minuten von den Azoren bis ins Elbsandsteingebirge! Wahnsinn, diese Geschwindigkeit.
Wir hingegen haben gerade mal 35 Kilometer geschafft – und dafür mehr als einen Tag gebraucht. Aus Sicht der Astronauten bewegen wir uns kaum von der Stelle. Wer mit solchem Tempo durchs Weltall rast, für den vergeht die Zeit langsamer, hab ich irgendwo gelesen. Und das bedeutet: Obwohl uns Alexander Gerst da oben immer wieder überholt, altert er doch langsamer als wir. Das ist schon ein ziemlich verrücktes Universum!
Ich möchte aber trotzdem nicht mit ihm tauschen. Was gibt´s denn auf einer Raumstation so zum Abendessen? Dauerkonservierte Suppe? Salat zum Aufstreichen? Oder Nutella aus der Tube? Und überhaupt – wie sieht´s bei denen in der Küche aus? Schwirren da Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch in einem einzigen Gewusel durch die Luft? Aber Luft ist im Weltall ja wohl auch nur aus der Dose zu haben? Somit ist das Innere der ISS zumindest keine bunte Gerüche-Küche. Und unter gewissen Umständen wäre das auch auf der Erde ganz praktisch. Bei uns gibt´s heute Knoblauchsuppe!
Wir bewegen uns ganz anders: Von 100 auf Null
Dani: Den ganzen Tag lang sind wir mit fast schon meditativer Leichtigkeit den Fluss hinabgetrieben. Die Bojen tänzeln in der Strömung in ihrem eigenen Rhythmus. Wir genießen die Einfachheit des Seins und die Entschleunigung. Gemütlich mäandriert unser Fluss zwischen dem Lilienstein und der Festung Königstein hindurch. Und dann erleben wir ein Silhouettentheater der Extraklasse: Plötzlich taucht die „Lok“ aus den Wäldern auf – kurz vor Rathen hoch über dem rechten Elbufer. Der markante Felsen sieht wirklich wie eine Lokomotive aus, er gehört zu den Wahrzeichen des Ortes. Alsbald gesellt sich auch das „Lamm“ hinzu. Und schließlich noch ein steinernes Bollwerk, welches uns zunächst rätseln lässt. Es dauert eine Weile, bis wir dem seltsamen Gebilde auf die Schliche kommen: Es ist der „Mönch“, und hinter ihm versteckt sich der Gansfelsen – aber aus unserer Perspektive verschmelzen die beiden Felsen zu einem einzigen Massiv.
Was bekommt man von solchen Feinheiten mit, wenn man mit 28.000 Stundenkilometern um die Erde rast? All die überraschenden Details. Die vielen interessanten Dinge, große und kleine, die man aus dem All gar nicht sieht. Ich glaube ich finde die Welt um einiges faszinierender aus meinem Blickwinkel – von hier ganz unten.
Eine Reise ohne Wein? Das schlaucht.
Dana: Unsere Reise ist zumindest um ein Vielfaches genussvoller! Ein Blattsalat mit Kräutern und Grillkäse ist schnell angerichtet – und er ist nicht trockengepresst, sondern frisch. Schon bald verströmt der Käse in der Pfanne seinen würzigen Geruch. Ich genieße einen Smoothie beim Kochen. Ob Alexander Gerst da oben auch einen hat? Irgendwas Grünes zum Runterschlucken zumindest? Oder er ist mal wieder schneller als wir und wäscht derweil schon sein Geschirr ab – in einem Sprühnebel aus frei durch den Raum schwebenden Wassertropfen. Dann wäre er selbst auch gleich fertig geduscht und könnte ins Bett gehen.
Während wir so gedanklich rumspinnen, schnippeln wir ganz gemütlich die Zutaten für unseren Hauptgang klein, nämlich Knoblauch, Knoblauch… und noch mehr Knoblauch. Für unsere original böhmische Knoblauchsuppe – schließlich sind wir ja von Decin aus gestartet!
Nach dem Essen ist es Zeit für etwas Süßes. Wir machen uns einen Vanillepudding und Früchtegrütze dazu. Selbstgekocht natürlich aus einer bunten Vielfalt Früchte. Ein Pfefferminzblatt rundet die Sache geschmacklich und optisch ab. Lecker! Ein letztes Mal schauen wir in den Sternenhimmel. Inzwischen sind anderthalb Stunden fast wieder um, und unser außerirdischer Begleiter ist nicht mehr weit. Ob die ISS in ihrem riesigen Schiffsbauch einen Weinschlauch mitführt? Einen solchen zaubern wir jetzt aus unserem kleinen Kanu hervor. Ein Prost auf dich, Alexander Gerst – gute Reise! Und mach mal langsam.
Kanuverleih:
2er- und 3er-Canadier für mehrtägige Touren auf der Elbe kann man zum Beispiel bei Kanu Dresden mieten. Sie werden zum gewünschten Startpunkt (auch nach Tschechien) gebracht und am Ziel der Reise wieder eingesammelt. Wasserdichte Tonnen und Packsäcke gehören standardmäßig dazu. >>> www.kanudresden.de
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Mach´s einfach! Die Blog-Biester-Tipps.
Salat mit Grillkäse, Honig und Limone
- ½ Bund Kerbel
- 1 Bund Basilikum
- 1 Bund Petersilie
- Frisee- und Lollo-Rosso-Salat oder ein Mix Blattsalate
- 2 Grillkäse
Vinaigrette
- 1/2EL Senf
- 100ml Sherry-Essig
- 150ml Kräuteröl
- Agavendicksaft
- 1 Limone
- Pfeffer und Salz
- Salat und Kräuter waschen, die Kräuter klein schneiden.
- Die Vinaigrette mixen und mit dem Salat mischen.
- Den Grillkäse kurz in der Pfanne braten und auf dem Salat anrichten.
Knoblauchsuppe
- 20 Knoblauchzehen
- 2 Zwiebeln
- 300 ml Weißwein
- 300 ml Gemüsebrühe
- Kartoffeln, Karotten, Schalotten nach Bedarf
- Geriebener Käse
- Salz und Pfeffer
- 1 Lorbeerblatt
- Butter
- etwas Brot
- Brot in kleine Würfel schneiden und in Butter anrösten. Beiseite stellen.
- Zwiebeln klein schneiden und zusammen mit 1 Lorbeerblatt andünsten.
- Mit Weißwein ablöschen.
- Die Gemüsebrühe hinzufügen.
- Kartoffeln und Karotten in kleine Würfel schneiden und mitkochen lassen.
- Gegen Ende des Garvorgangs den kleingehackten Knoblauch zugeben.
- Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- Zum Servieren vorher etwas geriebenen Käse und in Ringe geschnittene Schalotten in die Schüsseln geben. Die Suppe einfüllen und mit den gerösteten Brotwürfeln garnieren.
Ruccola-Aufstrich
- 150 g Feta
- 250 g Schmand
- mind. 50 g Ruccola
- etwas Olivenöl
- Salz, Pfeffer
- Feta mit einer Gabel zerdrücken.
- Mit Schmand und dem Olivenöl vermischen.
- Mit Salz und Pfeffer würzen.
- Den Ruccola klein schneiden und untermengen.
Rote Beete Aufstrich
- 2 frische Kugeln Rote Beete
- 1 Zwiebel
- 100g Ziegenfrischkäse
- 50g geröstete Sonnenblumenkerne
- ½ Zitrone
- Honig, Pfeffer und Salz
- Zwiebel und Rote Beete dünsten, die Sonnenblumenkerne rösten.
- Alle Zutaten vermengen und pürieren.
- Mit Honig, Pfeffer und Salz abschmecken.
Beeriger Vanilletraum
- 2 Päckchen Vanillepudding
- 500ml Milch
- 750g Beerenmischung
- Agavendicksaft
- Den Pudding nach Anleitung kochen (1Päckchen).
- Die Beerenmischung mit etwas Wasser aufkochen und das Puddingpulver unter mischen.
- Noch heiß in Gläser abfüllen und kalt stellen.
- Den klaten Pudding in Schalen verteilen, jeweils einen EL Beerengrütze dazugeben und mit Pfefferminzblättern garnieren.
Aprikosen-Energiekugeln
- 50g Dinkelhaferflocken, Feinblatt
- 50g Amaranth-Poffies
- 200g Aprikosen
- 2EL Kokosöl
- 2EL Kokosraspel
- Aprikosen und Haferflocken klein hacken und mit den übrigen Zutaten, außer Kokosraspel, mischen.
- Für 30 Minuten kühl stellen.
- Kleine Kugeln aus der kalten Masse formen und in Kokosraspel wälzen.
- Die Kugeln kühl lagern.
Cranberry-Energiekugeln
- 100g Dinkelhaferflocken, Feinblatt
- 50g getrocknete Cranberries
- 2EL veganer Zartbitter-Schokoaufstrich
- 2EL Kokosöl
- 2EL Kokosraspel
- ½ Vanilleschote
- Cranberries und Haferflocken klein hacken, die Vanilleschote ausschälen.
- Alle Zutaten, außer Kokosraspel, vermengen und für 30 Minuten kühl stellen.
- Aus der kalten Masse kleine Kugeln formen und in Kokosraspel wälzen.
- Kühl lagern.
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