Wer war das?

Eine Buche mit einem schwarzen Dreieck auf weißem Grund. Und eine andere, wo ein ähnliches Zeichen unkenntlich gemacht wurde.
Markierungszeichen eines Kletterzugangs in der Sächsischen Schweiz – und rechts ein herausgeschnittenes. (Fotos: Hartmut Landgraf/Wolfgang Wustmann)

In der Sächsischen Schweiz wurden Hunderte Markierungszeichen von Kletterzugängen entfernt. Die Vorfälle haben offenbar Methode und lassen eine weitergehende Absicht vermuten. Doch die Behörden und der Bergsteigerbund rätseln über die Motive.  

Wer in der Sächsischen Schweiz klettern geht, folgt in der Regel einem kleinen schwarzen Dreieck. Die unscheinbaren Zeichen an Bäumen und Felsen markieren die offiziellen Zugänge zu den Kletterfelsen und sollen verhindern, dass Bergsteiger auf der Suche nach ihren Gipfeln einfach querfeldein durchs Gelände laufen. Das Prinzip ist so simpel wie bewährt: Es hilft bei der Orientierung und nützt gleichzeitig dem Naturschutz – denn heruntergelatschte Hänge sind in einer trockenen und nicht gerade artenreichen Erosionslandschaft wie dem Elbsandsteingebirge eine schwer heilbare Wunde im Antlitz der Natur. Die schwarzen Dreiecke gehören daher schon seit Jahrzehnten zum Wegeleitsystem der Sächsischen Schweiz und des Nationalparks.

Doch nun scheint sich jemand daran zu stören. Seit etwa anderthalb Jahren registrieren die lokalen Naturschutzbehörden und Bergsportverbände immer öfter heimlich entfernte Markierungszeichen in den Klettergebieten – inzwischen ist das Problem so gravierend geworden, dass sich die Nationalparkverwaltung und der Sächsische Bergsteigerbund (SBB) heute sogar zu einer gemeinsamen Pressemitteilung genötigt sahen: Demnach wurden allein im letzten halben Jahr 450 Bergsportmarkierungen teils überpinselt, teils von Felsen und Bäumen abgekratzt, abgehackt oder gar aus der Rinde herausgeschnitten (siehe Foto).

Gezielte Provokation?

Der Nationalpark hat inzwischen Anzeige gegen Unbekannt gestellt, somit ist nun auch die Polizei involviert. In der Mitteilung dazu ist von „krimineller Energie“ und „deutlichen Spuren einer Einzelperson oder einer Gruppe“ die Rede. Zunächst war man von zusammenhangslosen Fällen von Vandalismus ausgegangen – bis eine gewisse Systematik deutlich wurde: Oftmals verschwanden die Zeichen direkt am Abzweig von Wanderwegen, eben da, wo sie am meisten Sinn machen. Während das Phänomen an einigen Stellen im Gebirge wiederholt auftrat – etwa an den Gänsen in Rathen – bleiben andere Gebiete zunächst verschont: das Bielatal beispielsweise. In den Affensteinen und am Pfaffenstein sind in diesem Jahr – in der kaum begonnenen Klettersaison 2019 – erstmals Markierungen verschwunden, in kürzester Zeit. Ärgerlich für die Bad Schandauer Behörde und den Bergsteigerbund sind dabei nicht nur die Schäden in der Natur und die vernichtete, teils ehrenamtliche Arbeit, sondern besonders, dass dadurch das über Jahre mühsam hergestellte Einvernehmen und recht vertrauensvoll gewordene Verhältnis zwischen Naturschutz und Bergsport belastet werden. So gesehen ist die gemeinsame Presseerklärung auch ein demonstrativer Schulterschluss beider Seiten. Die Art und Weise der Vorfälle lassen vermuten, dass genau diese Nähe den Tätern ein Dorn im Auge gewesen sein könnte.

Ähnliche Aktionen hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben: Vor zwölf Jahren etwa wurden in der Sächsischen Schweiz in großem Stil an Einstiegen von Kletterwegen heimlich Bäume umgesägt – das Phänomen nahm in kurzer Zeit so gravierende Ausmaße an, dass der zuständige Sachsenforst schließlich ein ganzes Gebiet sperren ließ: den Tümpelgrund. Die Täter wurden nie gefunden, die Sperrung auf öffentlichen Druck hin und mangels klaren Beweisen binnen wenigen Wochen rückgängig gemacht. Später verständigten sich Nationalpark und SBB auf ein abgestimmtes Vorgehen – wo Einstiege zuzuwachsen drohen und die Naturschutzseite zustimmt, werden Bäume, die dem Klettersport im Weg stehen, heute legal von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe gefällt.

Streit um Traditionen, Gewohnheitsrechte und Naturschutz

Ähnlich einvernehmlich agieren beide Seiten auch auf anderen Feldern: von der Konzeption des Wanderwegenetzes über gemeinsame Naturschutzprojekte wie der Wanderfalkenwacht bis zur Förderung naturverträglicher Verkehrs- und Tourismuslösungen in der Region. Der Bergsteigerbund tritt dabei nicht nur als Sprecher seiner eigenen 15.000 Mitglieder in Erscheinung, sondern verhandelt auch im Namen anderer Verbände mit den Behörden über die Interessen aller Wanderer und Klettersportler im Elbsandsteingebirge.

Und das gefällt nicht jedem. Denn die Wander- und insbesondere die Kletterszene sind im Elbsandstein keineswegs einmütig – in manchen Fragen, etwa zu Traditionen, Gewohnheitsrechten und Naturschutz teils sogar heftig miteinander zerstritten.  An der Johanniswacht im Bielatal, wo der SBB in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden Kletterwege durch nachträgliche Sicherungsringe besser begehbar machen wollte, wurden im vorigen Jahr bei Nacht und Nebel ein Teil dieser Ringe abgeflext. Ebenso verschwanden in der Vergangenheit reihenweise Gipfelbücher im sächsischen Sandstein – oder sie wurden mutwillig vertauscht. Auch kleinere Provokationen ließen aufhorchen: So wurde etwa im vorigen Jahr der Werbe-Schaukasten des SBB in Schmilka aufgebrochen. Ein Unbekannter hinterließ darin einen Zettel mit der Aufschrift „Scheiß Verein“. Es ist sicher nicht ganz abwegig, das Motiv der neuesten Vorfälle vor einem ähnlichen Hintergrund zu suchen.

3 Kommentare zu Wer war das?

  1. wo sie am meisten Sinn machen.“

    Wenn der Autor selbst dem Verfall der deutschen Sprache huldigt, im Deutschen kann man nur Unsinn „machen“, muss der Leser das wohl hinnehmen. Auch die einseitige Darstellung, die oberflächliche Recherche ohne jeglichen Schimmer von Hintergrund und Zusammenhängen kann man hinnehmen – gewohnt schlechter, mittlerweile üblicher Journalismus halt, nicht unbedingt der Rede wert.

    Aber muss der Leser auch hinnehmen, dass der Autor die eigene Sprachverwirrung auf seine Opfer überträgt? Der „Zettel“ im Schaukasten war ein Aufkleber und auf dem stand nicht „Scheiß Verein“, sondern „Scheißverein“. Im Journalistischen mag das keinen Unterschied ergeben, im Deutschen schon. Die Getrenntschreibung von zusammengesetzten Wörtern ist eine der widerlichsten und auch praktisch lästigsten sprachlichen Liederlichkeiten, die von Journalisten besonders der bildungsfernen Bloggerschicht längst umfassend Besitz ergriffen hat.

    Also Herr Landgraf hätte „Scheiß Verein“ auf seinen Zettel geschrieben, während der Autor des Aufklebers, der deutschen Sprache mächtig, „Scheißverein“ auf den Aufkleber drucken ließ.

    Mit höflichen Grüßen

    Uwe Neumann

    • Sehr geehrter Herr Neumann,

      mit Ihrem inhaltlich ausgesprochen konstruktiven Beitrag verbinde ich die Hoffnung, daß er seine Ventilfunktion erfüllt hat und Ihre real existierenden Mitmenschen zumindest für ein paar Minuten von Ihrer überheblichen Besserwisserei verschont geblieben sind.

      Sofern Sie in meinem Beitrag ortographische, grammatikalische oder sonstige Unzulänglichkeiten ausmachen, dürfen Sie diese gern auf Papier niederschreiben und an einem stillen Örtchen aufhängen.

      Mfg.,
      Ein Leser

  2. Beim Lesen des Beitrag von Herrn Neumann stellen sich mir die Nackenhaare auf. Man merkt Ihm an, dass er nicht oft schreibt. Aber nicht nur das alleine ist es – nein, es ist dieser Duktus des Besserwissens, basierend auf der Unterstellung der oberflächlichen Recherche und einseitigen Darstellung. Da weiss man gleich: es brodelt unter der Oberfläche. Um solche Leute mache ich auch im Gebirge einen grossen Bogen.

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