Die besten Schlupflöcher für quirlige Entdecker

Kinder mit Stirnlampen in einer Felshöhle
Spannender Ort für Kinder: der Diebskeller, eine 30 Meter tiefe Schichtfugenhöhle am Quirl. (Foto: Achim Meurer/Tourismusverband Sächsische Schweiz)

Kinder lieben Abwechslung – erst recht beim Wandern. Pfaffenstein und Quirl sind dafür wie gemacht. Zwei Tafelberge mit vielen Ecken, Kanten und Schlupflöchern. Ein Wandertipp für kurze Beine.

Er gilt als Sächsische Schweiz in Miniaturformat und ist seit Jahrzehnten ein beliebtes Wanderziel für Familien mit (kleinen) Kindern: der Pfaffenstein. Nicht nur er, sondern auch sein weit weniger prominenter Nachbar, der Quirl, verbergen tief in ihrem Inneren allerlei Geheimnisse, die einen Ausflug zu diesen beiden Tafelbergen zu einem echten Abenteuer machen. Um Pfaffenstein und Quirl ranken sich viele spannende Geschichten und Legenden, die von verschollenen Siedlungen, steinernen Jungfrauen, geheimen Verstecken, Bauern und Bergsteigern, Fälschern und Höhlenforschern handeln. Wer scharfe Anstiege nicht scheut, kann hier sogar auf regelrecht biblische Weise wandern gehen – durchs Nadelöhr.


Elbsandstein-TourenReisereportagen


Touren-Serie in Koorperation mit dem Tourismusverband Sächsische Schweiz

Vor allem verlocken die beiden Steine aber mit ihren vielen Klüften, Schluchten, Gängen und Höhlen zum stundenlangen Herumstromern, Versteckspielen und Entdecken! Und das alles auf engstem Raum, in einem Radius von wenigen Kilometern und ohne viel Mühe und langwierige Streckenmärsche zu erreichen. So gesehen sind Pfaffenstein und Quirl wirklich ideale Tourenziele mit Kindern – und ein heißer Tipp für die bevorstehenden Sommerferien.

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Kurzbeschreibung:

Zwei Tafelberge mit vielen abenteuerlichen Ecken, Kanten und Schlupflöchern – für eine Tour mit Kindern sind Pfaffenstein und Quirl wie geschaffen. Vom Parkplatz in Pfaffendorf geht´s über den Malerweg steil und anstrengend, aber dafür kurz und spannend, durchs Nadelöhr aufs Gipfelplateau des Pfaffensteins – ca. 30 min. Dann weiter am Berggasthof vorbei über Treppen und Klüfte zur Barbarine auf der anderen Seite des Pfaffensteins (vom Gasthof ca. 15 min). Anschließend recht verwinkelt über den Klammweg abwärts zum Fuß des Berges und in 30 bis 40 Minuten hinüber zum „Diebskeller“ am Quirl. Die mächtige Schichtfugenhöhle ist problemlos begehbar und mit Kindern ein echtes Abenteuer! Anschließend an den Feldern oberhalb von Pfaffendorf entlang zum Parkplatz zurück.

  • Distanz 6,1 Kilometer
  • 351 Höhenmeter
  • Wanderzeit ca. 3 h (ohne Rast)
  • Charakter: für Kinder anstrengend aber abenteuerlich!
  • Einkehrmöglichkeiten: u.a. Pension und Gasthaus „Zum Pfaffenstein“ am Parkplatz in Pfaffendorf und Berggaststätte auf dem Pfaffenstein
  • Parkplatz: unterhalb vom Pfaffenstein in Pfaffendorf
  • ÖPNV:  S-Bahn bis Königstein, dann zu Fuß oder im Sommer mit der Steine-Linie 244a Königstein, Gohrisch, Papstdorf, Cunnersdorf. Fahrplaninfos: www.ovps.de


Route GPX-Download
Hier könnt ihr euch mit einem Klick die Route direkt aufs Smartphone laden. Vor dem Download bitte eine Outdoor-App installieren, z.B. outdooractive oder komoot.

Zusätzliche Tipps und Abstecher

Der Altarstein an der Westseite des Pfaffensteins. (Foto: Hartmut Landgraf)

Ein bronzezeitlicher Altar? – Die Felskanzel am Bequemen Aufstieg zum Pfaffenstein

Das Plateau des Pfaffensteins war nachweislich schon vor mehr als 3000 Jahren besiedelt. Archäologische Ausgrabungen förderten eine ganze Reihe von bronzezeitlichen Fundstücken zutage, die diese Siedlungsgeschichte belegen – darunter Beile, Gefäße und eine Herdstelle. Heute noch sichtbares Zeugnis dieser Zeit ist ein halbkreisförmiger, rund 200 Meter langer Erdwall auf der Westseite des Tafelbergs, der „Bequeme“ und damals sicher einzige Aufstieg aufs Plateau führt unmittelbar daran vorbei. Wozu der Wall diente, ist nicht endgültig geklärt. Als Verteidigungsanlage wäre die Aufschüttung an dieser Stelle kaum von Vorteil, zumal sich nur ein Stück entfernt davon, in der Schlucht am Jäckelfels, der Zugang mit weit weniger Aufwand komplett verbarrikadieren ließe. Weitergehende Spekulationen rücken daher auch andere Möglichkeiten in den Blick. So befindet sich im geometrischen Zentrum des ominösen Ringwalls eine auffällige natürliche Felskanzel, die man sich z.B. als Altarstein einer bronzezeitlichen Kultstätte vorstellen könnte – doch das ist ein weites Feld!

Der Opferkessel, bis zum Rand gefüllt – mit Regenwasser. (Foto: Hartmut Landgraf)

Ein Werk der Verwitterung – der „Opferkessel“

Auch auf der Westseite des Pfaffensteins gibt es zwei lohnende Aussichtspunkte. Eine davon bietet zudem einen zusätzlichen Hingucker: Eine fast badewannengroße wassergefüllte Mulde mitten auf dem blanken Felsplateau, den sogenannten Opferkessel. Anders, als sein Name vermuten lässt, ist dieser jedoch kein Relikt archaischer Blut-Rituale – was ja zur bronzezeitlichen Besiedelungsgeschichte des Pfaffensteins durchaus passen würde – sondern ein Werk der Verwitterung. Solche Strudeltöpfe entstehen, wenn die jahrhundertelange Kräfte von Wind und Wetter auf Gesteinsschichten von unterschiedlicher Beschaffenheit und Festigkeit treffen. Ein zweiter „Opferkessel“ befindet sich gleich daneben im gesicherten Bereich der Aussicht.

Sven Echtermeyer in der Lobby seines 4 Lions Hostels. (Foto: Hartmut Landgraf)

Junges Backpacker-Domizil nicht weit vom Pfaffenstein – 4 Lions Hostel Königstein

Jung, relaxt, preiswert und offen für Abenteurer aus aller Welt – mit 2 Familienzimmern und in bester Lage für ein ganzes Pfaffenstein-Wochenende: das 4 Lions Hostel in Königstein. Inhaber Sven Echtermeyer hat die ehemalige Schlecker-Filiale auf der Pirnaer Straße vor drei Jahren übernommen und Schritt für Schritt in ein gemütliches Backpacker-Hostel mit mehreren Dorms, einem Schlafsaal und insgesamt 40 Betten verwandelt – eröffnet wurde das 4 Lions zu Ostern 2018. Die zentrale Lage zwischen den wichtigsten Kletter- und Wandergebieten der Sächsischen Schweiz macht die Herberge zum idealen Ausgangspunkt für Touren aller Art. Travelflair trifft Kunst im 4 Lions: Ein Backpacker aus Los Angeles malte das Markenzeichen des Hostels – die vier Löwen – kurzerhand gegen Kost und Logis vor einer Elbsandstein-Landschaft an die Wand des Gemeinschaftsraums, bei den Konturen des Liliensteins half ihm eine Künstlerin aus Königstein. Sven Echtermeyer hat indessen schon wieder neue Pläne: Im kommenden Jahr will er auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Backpacker-Kneipe eröffnen. >>> Zur Webseite


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Den Pfaffenstein kann man sich vorstellen wie ein Pfund Schweizer Käse. Aus der Ferne ein kompaktes, schweres Gebilde mit senkrechten Wänden und Kanten – aus der Nähe aber ein ziemlich luftdurchlässiges Ding. Zerbrochen und durchlöchert, voll tiefer Klüfte, Kerben und Gänge. Und genau das macht den mächtigen Tafelberg bei Königstein auch zu einem der beliebtesten Felsmassive im gesamten Elbsandsteingebirge. Hat man ihn erst erklommen, ist es oben kaum möglich mehr als drei Schritte zu laufen, ohne rechts oder links etwas Spannendes zu entdecken, das einen vom geraden Weg abbringt: Neckische Pfade, die still und heimlich im Gebüsch verschwinden. Verschwiegene Winkel und Nischen, abenteuerliche Tunnel und Schlupflöcher. Alte Mauern und Inschriften. Um es kurz zu machen: ein Paradies für Kinder!

Nicht umsonst genießt der Pfaffenstein in Wanderkreisen seit Jahrzehnten einen Ruf als Familiengipfel. Das Abenteuer beginnt schon am Aufstieg – vorausgesetzt, man lässt den „Bequemen Weg“ gleich rechts liegen und steigt stattdessen links über Stufen und Treppen den Waldhang hinauf zum Nadelöhr. Am Ende der Schlucht führt eine Eisenleiter hinaus ins Freie, mitten durch ein enges Loch. Durchs Nadelöhr passen wirklich keine Kamele – Kinder hingegen völlig problemlos!

Oben angekommen, empfiehlt sich gleich links ein Abstecher zur Nordaussicht am Bundesfels – ein bekannter Klettergipfel, der unschwer an seinem kanzelartigen Maueraufsatz zu erkennen ist. Der ominöse Altar ist in Wirklichkeit eine ehemalige Feuerstelle. Ein Relikt aus der Zeit von 1905-1945, als hier ein Schützenbund, der auf dem Pfaffenstein einen Kleinkaliber-Schießstand betrieb, seine Sonnenwendfeuer entzündete. Das Panorama ist eines der schönsten im Elbsandsteingebirge und besonders in den frühen Morgenstunden oft ein mystisches Erlebnis, wenn aus dem Elbtal Nebelschleier bis hinauf auf die Ebenen unterm Lilien-, Königs- und Pfaffenstein ziehen und die drei Tafelberge in Watte packen. Es sieht märchenhaft aus. Pippi Langstrumpf hätte diesen Platz gemocht – aus einem ganz anderen Grund: „Nach unten könnte man schon fliegen lernen. Sicher ist es schwerer, nach oben zu fliegen. Aber man könnte ja mit der leichteren Art anfangen. Ich glaube wirklich, ich versuche es.“ Wer das berühmte Zitat der kleinen schwedischen Rumtreiberin im Ohr hat, nimmt seine Kinder hier lieber mal kurz an die Hand!

Anschließend geht´s zurück zum Hauptweg und dann ganz bequem Richtung Berggaststätte weiter. Die legendäre Himbeer-Limonade dort sollte man aber in weiser Voraussicht noch ein Weilchen als Joker in der Hinterhand behalten! Vorher ist ein zweiter Abstecher Pflicht! Links geht´s geradewegs hinein in einen historischen Kriminalfall – zur Goldschmidthöhle. Friedrich Eduard Goldschmidt, ein aus Königstein entflohener Fälscher, stellte hier um 1854 in einem Versteck falsche Fünf-Gulden-Scheine her. Er wurde bald gefasst und mitsamt seinen Komplizen ins Zuchthaus gesteckt. Zu den Verurteilten gehörte damals auch der erste Bergwirt des Pfaffensteins, Goldschmidts Schwager Carl Gottlieb Kliemann. Zum Tatort geht´s kurz vor der Ostaussicht links eine schmale, unauffällige Schlucht hinunter. Ein paar Minuten und Treppen später steht man am Eingang der Höhle. Drinnen gibt´s noch immer dunkle Geschöpfe: In allerlei Nischen und Löchern lauern Winkelspinnen auf fette Beute.

Nach der willkommenen Rast im Gasthof und dem sicherlich obligatorischen Besuch des Aussichtsturms (29 Meter hoch) geht´s recht abenteuerlich hinüber auf die andere Seite des Plateaus zu einem der bekanntesten Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz: zur Barbarine. Für Brausefinger ist der 15-Minuten-Treppenparcours vom Gasthof zur berühmten steinernen Jungfrau genau das Richtige. Die Hände werden zwar grün und schwarz in den moosigen, presswurstengen Klüften – aber sie kleben wenigstens nicht mehr! Und am Ende der Tour wartet wieder eine spannende Geschichte: Vor langer Zeit, als Bäume und Steine noch sprechen konnten, musste hier eine Jungfrau ihre Naschsucht teuer bezahlen – sie war in die Heidelbeeren statt in die Kirche gegangen, ihre Mutter bekam Wind davon und verwünschte die Maid aus lauter Zorn zu Stein. Da steht sie nun als stumme Säule in der Landschaft – und kann nicht mal mehr mit dem Kopf wackeln. Das verhindert die gemauerte Halskrause, die ihr schönes Haupt seit mehr als 50 Jahren vorm drohenden Absturz bewahrt. Sogar die Bergsteiger halten deswegen seit Jahrzehnten Abstand von der Barbarine – seit 1975 wird sie nur noch gelegentlich zu Forschungs- und Sanierungszwecken bestiegen.

Zurück in die bedrückende Enge der Schluchten und Felstunnel. An mancher Stelle wünscht man sich auf dem Pfaffenstein wirklich, einen Kopf kürzer zu sein! Folgerichtig geht´s beim Abstieg über den Klammweg unter dem „Fallbeil“ durch. So heißt eine scharfkantige Felsplatte, die direkt überm Weg zwischen den Wänden klemmt – bis die Zeit eines Tages vielleicht den Hebel umlegt. Wenn die Kraft in den kürzesten Beinen noch reicht, lohnt sich mit Kindern auch ein Abstecher zum benachbarten Tafelberg: zum Quirl. Ganz anders als sein prominenter Nachbar führt der weitläufige, flachere Tafelberg nördlich vom Pfaffenstein ein stilles, nur wenig beachtetes Dasein. Bis auf einen Schatz, den der Quirl auf seiner Ostseite hütet: den Diebskeller. Während die größte Höhle am Pfaffenstein (die Bellohöhle am Jäckelfels) touristisch nicht erschlossen ist und ein bisschen Kletterei erfordert, kann man die Höhle am Quirl völlig gefahrlos und bequem auch mit ganz kleinen Kindern begehen. Ihr gewaltiger Schlund reicht bis zu 30 Meter tief ins Bergesinnere hinein, am Eingang erinnert ein steinerner Tisch an die kurfürstlichen Jagdgesellschaften, die hier im 18. Jahrhundert so manches Gelage feierten. Mit etwas Glück und nach einem warmen Sommerregen kann man beobachten, wie die feuchte Luft einen dunklen Nebelteppich auf dem Höhlenfußboden bildet, der minutenlang zwischen den Felswänden webt – wie der Atmen einen schlafenden Drachen. Spätestens dann wird auch der quirligste Wandergefährte einen Moment lang ruhig werden und atemlos dieses Naturschauspiel anstaunen. Und sich dabei eines einprägen: Die Sächsische Schweiz ist ein Märchenland!

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