Der Sachse wurde im Elbsandsteingebirge einer der besten Kletterer seiner Zeit. Rund 900 Erstbegehungen werden ihm zugeschrieben – und ein beispielloser Entwicklungsschub für den Klettersport. Dafür erhält er nun einen hochkarätigen Preis.
Der Satz könnte von Reinhold Messner stammen oder von Alexander Huber, aber gesagt hat ihn ein Sachse – Bernd Arnold: „Geklettert wird immer mit Händen und Füßen“. Was er ausdrückt und meint, ist eine Haltung zum Fels und zum Bergsport, für die alle drei Männer auf ihre Weise zur Schlüssel- und Leitfigur wurden: Die Schwierigkeit am Berg und an der Wand allein durch Können zu überwinden, ohne Hilfsmittel.
Und alle drei haben mit dem heutigen Tag noch etwas gemeinsam: den Paul-Preuss-Preis. Messner hatte ihn zuerst, Huber bekam ihn 2017 – Bernd Arnold erhält ihn heute. Im Rahmen des 26. Salzburger Bergfilmfestivals wird der sächsische Ausnahmekletterer mit der hochkarätigen Bergsteigerauszeichnung für seine Lebensleistung geehrt. Auf dem Schirm dürften ihn die Mitglieder des Kuratoriums wohl schon eine ganze Weile früher gehabt haben, Bernd Arnold gehört nicht nur zu den bekanntesten Kletterpionieren des ehemaligen Ostblocks, sondern war in den 1970er und 80er-Jahren einer der besten Kletterer weltweit.
Der Eiserne Vorhang setzte seinem Drang nach oben enge Grenzen, bremsen konnte er ihn nicht: Bernd Arnold trieb den Klettersport daheim in der Sächsischen Schweiz auf bis dahin ungekannte Spitzen. Die damals gängige Schwierigkeitsskala musste mehrfach seinen Leistungen entsprechend angepasst werden. Über 900 neue Kletterwege hat er allein im Elbsandstein erstbegangen – bekanntermaßen oft barfuß. Zudem gehen schwere Neutouren in anderen Bergwelten des Ostens auf sein Konto, etwa in der Hohen Tatra oder in Nordkorea. Nach dem Fall der Mauer fand der Sachse schließlich auch jenseits dieser begrenzten Welt neue und abenteuerliche Ziele: in Patagonien, Venezuela, Tasmanien oder am Horn von Afrika. Getrieben von der Freude am Klettern, von Entdecker- und Abenteuerlust und dem Willen, über seine eigenen – sportlichen Grenzen zu gehen. Im Ringen mit sich selbst, aber aus eigener Kraft – immer „by fair means“.
Damit steht Bernd Arnold auch dem Namensgeber des Preises nahe. Der österreichische Alpinist und Bergsteiger Paul Preuss (1886-1913) gilt als geistiger Vater eines freien Kletterstils, der allein vom Können abhängt und auf technische Hilfsmittel am Berg verzichtet. In Sachsen finden diese Prinzipien über Rudolf Fehrmann erstmals Eingang in ein klettersportliches Regelwerk, aber ihre Wirkung entfalten sie auf der ganzen Welt – Preuss wurde damit zum Vorbild für die Topathleten der heutigen Free-Climbing-Szene.
Bernd Arnold im Gespräch
Über seine ersten Felserlebnisse als Kind, seine beispiellose Leistungsexplosion in den engen Grenzen des Eisernen Vorhangs – und übers Loslassen im Alter >>> zum Interview
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