Mit Wolfsaugen

Sie leben mitten unter uns – und doch in einer ganz anderen Welt. Wölfe kennen keine grünen Bäume und auch kein Abendrot. Wie sie die Wirklichkeit wahrnehmen, zeigt ein kleines Farbexperiment.

Blassgraue Felsen und Tafelberge unter einem lichten Abendhimmel. Gelbe Wolken ziehen darüber hin. Am Horizont steht ein weißer Regenbogen. Der Wald wirkt leblos und grau, es gibt kein bisschen Grün darin. Alle Kontraste sind überzogen, jeder Zweig ist gestochen scharf, jede Bewegung fällt auf. So würde man sich irgendeinen fremden Exoplaneten vorstellen, nicht die Sächsische Schweiz. Aber etwa so sieht sie nun mal aus – für Wölfe.

Wolfsforscher Doug Smith
Foto: US National Park Service

Rückkehr der Wölfe – Ein US-Forscher nimmt Stellung

Ein Interview mit dem amerikanischen Wolfsforscher Doug Smith. Der Wildbiologe beobachtet Wölfe seit vielen Jahren im Yellowstone-Nationalpark, kennt die Probleme und Diskussionen um die Wiederansiedlung der Tiere und erklärt, wie man sich in ihrer Nähe am besten verhält >>> zum Interview

Es ist inzwischen 20 Jahre her, seit das erste Wolfsrudel in Sachsen nachgewiesen wurde. Im April 2001 gibt es auf einem Truppenübungsplatz in der Muskauer Heide (Lausitz) erste Hinweise. Man findet dort Spuren und Wolfslosung. Nur wenige Monate später – am 4. Oktober 2001 – gelingt der erste Fotonachweis mit einer Wildtierkamera: Auf dem Bild ist ein Welpe zu sehen, ein Jährling. Ein sicherer Nachweis für ein Rudel. Inzwischen sind Wölfe längst wieder in weiten Teilen Sachsens heimisch, seit etwa 10 Jahren auch im Raum Sächsische Schweiz. Im Freistaat wurden zuletzt 28 Rudel und 3 Paare gezählt (2019/20).

Sie leben mitten unter uns – und doch in einer ganz anderen Welt. Denn Wölfe nehmen Farben anders wahr. Im Gegensatz zum menschlichen Auge, das mit seinen Rezeptoren ca. 200 verschiedene Farbtöne unterscheiden kann, sehen Wölfe nur ein eingeschränktes Spektrum von Gelb bis Blau, für grüne und rote Töne fehlen ihnen entsprechende Zapfen auf der Netzhaut. Rot und Grün wirken auf sie wie Gelb. Grün kann ihnen je nach Farbton auch als Grau erscheinen. Sind Wölfe demnach schlechter dran? Sie können zwar weniger Farben sehen als wir – dafür sind sie uns nachts haushoch überlegen. Denn ihre Augen besitzen mehr Hell-Dunkel-Rezeptoren. Wie also würde die Sächsische Schweiz für einen Wolf aussehen? Die folgenden Fotos sind so bearbeitet, wie es ihrer Wahrnehmung entspricht.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*