Wir eröffnen die Grillsaison. Mitten im Februar. Die besten Rezepte gegen den Winterblues. Feuer frei für eine neue Genusstour der Blog-Biester.
Egal wo: Dana und Dani kochen nicht auf Sparflamme. Unsere beiden Hobby-Gourmets sagen der geschmacklichen Tristesse im Rucksack den Kampf an und ziehen in ihrer Kolumne auf Sandsteinblogger.de alle kulinarischen Register. Selbst wenn die Kraxe 20 Kilo wiegt, der Wind den Kocher auspustet und der halbe Wald in den Topf fällt. Die Kocherei da draußen ist eben ein bisschen speziell. Aber: Der Mehraufwand lohnt sich – und das Ergebnis schmeckt verboten lecker! Heute: Gebratene Forellen mit Pfannengemüse und Honigwein.
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An einem Teich, wo alles im Fluss ist
Dana: Heute schleppen wir unsere Kochzutaten mal nicht hinauf in die Felsen der Sächsischen Schweiz, sondern tief hinein in den Cunnersdorfer Wald – bis an die sächsisch-böhmische Grenze. Vorbei geht´s an kahlen Buchen und Eichen, ihre Stämme leuchten im letzten Sonnenlicht des Tages. Wind streift durch die Wipfel. Auf halber Strecke fällt mir eine stolze, kerngesunde Fichte ins Auge – morgen auf dem Rückweg werden wir sie anders wiederfinden: gebrochen vom Sturm, der über Nacht aufzieht. So ist es wohl. Nichts ist von Dauer, alles ist im Fluss.
Im Elbsandsteingebirge kommt gerade einiges in Bewegung: Im April wird eine neue Trekkingroute links der Elbe eröffnet – der Forststeig. Sein erstes Etappenziel wollen wir vor der Dunkelheit erreichen: den Biwakplatz am Taubenteich. Dass wir uns ausgerechnet diesen Platz ausgesucht haben, hat seinen Grund. Da können wir nämlich mal so kochen, wie wir es am liebsten mögen – wie in der Steinzeit, am Lagerfeuer. Am Taubenteich ist das erlaubt.
Zurück zu den Wurzeln. Mit der Entdeckung des Feuers wurden manche Pflanzen und Wurzeln für die Steinzeitmenschen überhaupt erst genießbar. Einer unserer ganz frühen Vorfahren, der Homo Erectus, war dadurch in der glücklichen Situation, eine gehörige Portion mehr an Energie aufzunehmen. Das brachte seine Gehirnmasse in ihrem Wachstum voran. Ist also doch gut, dass sich die Dinge verändern.
Ein bisschen wie Alaska
Dani: So ganz ohne Felsen wirkt die Natur in diesem Teil unseres Gebirges auf den ersten Blick unspektakulär. Doch wer genau hinschaut und auf Details achtet, den besticht sie mit ihrer wilden Schönheit – besonders jetzt in der vermeintlich farblosen Winterzeit. Weitab vom Straßen- und Bahnlärm des Elbtals liegt der Taubenteich in einer Senke. Vor über 200 Jahren wurde er angelegt, um gehauene Baumstämme in die Biela zu flößen und von dort in die Elbe. Heute wird er als Fisch- und Laichgewässer genutzt.
Ich muss an Alaska und an die Geschichte über Chris McCandless denken. In unserer Wildnis am Taubenteich gibt´s zwar keinen verlassenen alten Bus zum Übernachten. Dafür aber eine Biwakschachtel, die der Sachsenforst dort aufgestellt hat. Alaska auf Sächsisch eben.
Wandertipp: Von Cunnersdorf zum Taubenteich >>> klick!
Gut geschützt vor Wind und Wildschweinen
Dana: Es ist ein herrlicher, stiller Platz. Feuerholz gibt es reichlich, man muss es nur noch klein hacken, sogar Spieße für Stockbrot sind vorhanden. Arbeitsteilung. Unser Fotograf macht Feuer, wir zwei Frauen ziehen uns ins Dickicht zurück und sammeln Moos, um unsere Zutaten darauf zu betten. Und Birkenrinde, denn damit kann man auch bei hartnäckigem Wind problemlos ein Feuer in Gang bringen.
Ich erkunde kurz das Umfeld. Es ist lauschig, hier und da führt eine Wildspur ins Dickicht, ein märchenhafter Pfad schlängelt sich um den See und lockt mich zum Weiterlaufen. Nicht heute, irgendwann vielleicht. Wir breiten schon mal die Schlafsäcke in der Biwakschachtel aus. Sie wurde von Architekturstudenten entworfen und gebaut. Kunst im Wald? Im Gegenteil. Das Ding ist praktisch. Drinnen sind wir prima gegen Wind und Regen abgeschirmt. Auch vor Wildschweinen bietet sie Schutz. Man muss schon ein Stück hochspringen, um hinein zu gelangen. Tolle Sache. Ich bin neugierig, wie ich schlafen werde.
Stockbrot mit Steckerlfisch
Dani: Schön aufgewärmt von heißem Met packen wir unsere Vorräte aus – Verrückt! Wer soll das alles essen? An Vielfalt mangelt es uns nicht! Wir könnten glatt länger bleiben, als nur eine Nacht.
Ich spute mich mit den Vorbereitungen. Es wird langsam dämmrig und ich habe meine Stirnlampe vergessen. Viel zu schnippeln gibt es für mich diesmal nicht, dafür umso mehr zu befüllen. Zum einen wird es frische Forellen geben. Mit Butter, Zitrone und frischen Kräutern herrlich zart in Alufolie auf der Glut gegart. Und wenn wir schon einmal am Feuer sitzen, auch einen Klassiker der dunklen Jahreszeit aus der Kindheit: Bratapfel. Wobei die Füllung heute etwas hochprozentiger ausfällt als damals. Abgerundet wird der Nachtisch mit einer Vanillesoße. Ausnahmsweise aber auf dem Kocher zubereitet. Im Feuer gart derweil unser Stockbrot. Ein Stock ist übrig geblieben, kurzerhand spieße ich eine der Forellen drauf. Mal sehen, ob das gelingt. Schnell ist klar: Steckerlfisch ist Genuss pur!
Met – Ein Göttertrank
Met ist in vielen Kulturkreisen seit alters her ein beliebtes Getränk. In vorchristlicher Zeit benutzten die Menschen Honigwasser zum Konservieren von Lebensmitteln – Met entstand dabei als ein Zufallsprodukt. Vor allem in Nordeuropa war Met weit verbreitet und bis ins Mittelalter ein normales Alltagsgetränk. Die Wikinger sahen ihn als ein Geschenk der Götter. Später verlor der Honigtrank zunehmend an Bedeutung, Bier und Wein – in der Herstellung billiger – traten in Europa an seine Stelle. Wegen seiner antibakteriellen Wirkung wurde Met aber noch als Heilmittel verwendet.
Ein Vitamincocktail unterm Vollmond
Dana: Ich mache einen bunten Vitamincocktail – Energie für die kalte Jahreszeit. Petersilienwurzel, Fenchel, Paprika, rote Beete, Pilze und Schafskäse schneide ich klein, bestreiche alles mit einer würzigen Vinaigrette. Die wird natürlich hier draußen frisch zusammengemixt.
Das Gemüse verteile ich auf einer Assiette, und nun ab damit auf die heiße Glut. Damit alles gleichmäßig gar wird, muss ich es immer wieder drehen und wenden, denn ein Lagerfeuer ist ja kein Umluftofen. Als ich zwischendurch mal hochschaue, guckt der Mond gerade hell und rund zwischen den Wolkenschleiern hervor und lässt sein Licht im Teich funkeln. Mystisch. Flammen züngeln zischend um das Gemüse. Funken springen knackend in die kalte Luft. Das sind die Geräusche am Lagerfeuer.
Das ist Leben!
Dani: Mittlerweile ist es dunkel. Wir bewundern das Schauspiel am nächtlichen Firmament. Wie der Mond in seiner vollen Pracht und Größe die Bühne betritt. Die Wolken ziehen rasant am Himmel, wie gehetzte Tiere. Doch am Feuer ist es nun ruhiger. Ein Horn mit heißem Met macht die Runde und wir sind uns einig: Das ist Leben. Hier gehören wir hin!
Zufrieden, glücklich und satt bis über beide Ohren trollen wir uns weit nach Mitternacht in unsere Schlafsäcke. Es ist beinahe mucksmäuschenstill. Nur der Bach plätschert leise vor sich hin und singt uns in den Schlaf.
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Mach´s einfach! Die Blog-Biester-Tipps.
Forellen am Lagerfeuer (für 3 Personen)
- 4 frische Forellen
- 1 Bund Dill
- 2 Knoblauchzehen
- Salz und Pfeffer
- Butter
- Zitronensaft
- Die Forellen mit Salz bestreichen, pfeffern und mit Zitronensaft beträufeln.
- Die Alufolie mit Butter bestreichen, klein geschnittenen Knoblauch, Dill und Butterflöckchen in die Forelle legen.
- Die Forelle in Alufolie einwickeln und circa 20-30 Minuten auf der Glut garen.
- Zur Abwechslung eine Forelle einfach mal auf einen Stock spießen und ebenfalls über der Glut garen.
Bunter Gemüsecocktail (für 3 Personen)
- 200 g Champignons
- 6 kleinere Möhren
- 2 kleine Zucchini
- 2 Zwiebeln
- 1 Fenchelknolle
- 3 Paprikaschoten
- 3 Rote Beete Knollen
- 3 Petersilienwurzeln
- Oliven
- 500g Cocktailtomaten
- ½ Bund Basilikum
- 1 Packung Schafskäse
Vinaigrette
- 1/8l Olivenöl
- 7 EL Aceto balsamico
- 2 EL Zitronensaft
- 1 EL Agavendicksaft
- Salz, schwarzer Pfeffer
- ½ Bund Thymian
- ½ Bund Rosmarin
- ½ Bund Salbei
- 6 Knoblauchzehen
- Das Gemüse klein schneiden und auf der Assiette verteilen.
- Vinaigrette mixen und über das Gemüse verteilen.
- Mit Alufoloie abdecken und für ca 30-45 Minuten auf der Glut garen. Ab und an umrühren.
Füllung für die Bratäpfel
- Getrocknete Kirschen und Cranberries in Rum eingelegt
- Marzipan
- Mohnback
Mohnback
- 125g gemahlener Mohn
- 30 ml Milch
- 30 ml Rum
- 25g weiche Butter
- 40g Zucker
- Mohn mit Zucker, Milch und Rum vermengen.
- Die Butter in einem Topf schmelzen, Mohnmasse unterrühren und 2 Minuten erhitzen.
- Anschließend 15 Minuten quellen lassen.
- Für die Alkoholfreie Variante 60 ml Milch verwenden.
Vanillesoße
- 15g Speisestärke
- 500 ml Milch
- 30g Zucker
- ½ Vanilleschote
- 2 Eigelb
- Die Speisestärke in etwas Milch glatt rühren.
- Die restliche Milch und den Zucker in einen Topf geben.
- Das Mark der Vanilleschote auskratzen und hinzufügen.
- Die Speisestärke einrühren und alles kurz aufkochen.
- Den Kocher ausstellen.
- Etwas heiße Soße mit dem Eigelb vermengen und alles zusammen in die Vanillesoße einrühren.
Die Alufolie beim Forellenbraten kann man durch Toilettenpapier ersetzen. Jede Forelle dick in Klopapier einwickeln, Papier richtig nass machen und dann in die Glut legen.
Das wird wohl seit Jahrzehnten in nahezu allen Armeen dieses Planeten so praktiziert.