Dresdens beliebtes Bergfilmfest wird 15. Höchste Zeit, den Scheinwerfer umzudrehen und auf den Mann zu richten, der von Anfang an hinter allem steckt: Frank Meutzner. Sinnvollerweise machen sowas immer ein paar ziemlich beste Freunde.
Immer im November verwandelt sich das Hörsaalzentrum der TU Dresden für drei Tage in ein provisorisches Multiplex-Kino, vor dessen flimmernden Leinwänden Tausende Outdoor-Freunde im Fernweh und Bergfieber schwelgen. Am 16. November ist es wieder soweit: Auftakt zum mittlerweile 15. Bergsichten-Festival! Die Ideen für Deutschlands größtes Berg- und Outdoorfilmfest stammen aus einem recht überschaubaren Hinterhof-Büro in Dresden-Striesen. Hier sitzt der Mann, der hinter allem steckt: Frank Meutzner. Struppelig und begeistert wie immer. Hier schwitzt er über Konzepten und Verträgen, telefoniert mit Referenten, Ausstellern und Journalisten, sichtet Beiträge, tüftelt am Programm, trifft Absprachen mit Technikern und koordiniert den Karten-Vorverkauf. Und auch im fünfzehnten Jahr kümmert er sich noch mit Hingabe um jedes kleinste Detail – um sein Baby. Ohne „Meutz“ wäre das Bergsichten-Festival niemals das geworden, was es ist, sagen seine Freunde. Was also ist das für ein Typ? Eine zugegebenermaßen bergsichtige Annäherung.
Einer von beiden ist Meutz, soviel steht fest…
… 2007 mit Götz Wiegand auf dem Guna La (6995m) in Tibet. Solche Fotos gelten unter Alpinisten als unwiderlegbarer Beweis für den Gipfelerfolg. Auch das Bergsichten-Festival ist zu dieser Zeit schon ein gutes Stück auf dem Weg nach oben.
„Lieber Meutz, Gratulation aus vollem Herzen zu 15 Jahre Bergsichten. Das durchzuhalten ist wie 15 Achttausender zu besteigen. Voller Respekt aber auch ein großes Dankeschön an Dich, das Du trotzdem immer wieder Zeit für gemeinsame, spannende Erlebnisse in den Bergen der Welt hervorgezaubert hast. Und ich hoffe sehr, das bleibt auch so – für immer. Und damit verbunden bleibt natürlich auch unsere hervorragende und funktionierende Teamarbeit beim Kochen in eisigen Höhen, im Zelt. Du, ausgeglichen abends die Nudeln oder den Kartoffelbrei gemütlich in den letzten Strahlen der Abendsonne zubereitend, ich fluchend am Morgen in finsterer Eiseskälte den Kaffee – Morgen- und Abendkoch eben. Übernächstes Jahr werden es 20 Jahre her sein, dass wir zusammen auf dem fünfthöchsten Berg der Erde, dem Makalu standen; nach 15 Jahren hat sich das Bergsichtenfestival zum größten derartigen in Deutschland entwickelt – die Zeit rennt. Aber es gibt noch viel gemeinsam zu erleben. Voller Spannung auf Kommendes. Götz“
Götz Wiegand, Leiter zahlreicher sächsischer Expeditionen in den Himalaya, engster Weggefährte und Chef de Cuisine bei den Bergsichten. Sein abendfüllender Wurstwürfelsalat gehört zu den festen Größen des Festivals. (Foto: Hartmut Landgraf)
Nach dem Everest…
… mit einem Fotofreund von der Stativkarawane 2015 in Nepal. Der Freund hat das „Everest“ anscheinend nicht so gut vertragen.
„Mit 15 sind Teenager normalerweise in der Pubertät, das Bergsichten-Team mit Meutz sind da schon lange durch mit ihrem legendären Festival. Wenn ich nach Dresden reise, dann stellt sich ein Gefühl ein, ich würde meine Familie besuchen. Mit Meutz und auch mit dem Biwak-Team bin ich über die Jahre richtig zusammengewachsen und freue mich über jeden weiteren Besuch bei den Bergsichten. Auf das Publikum ist immer Verlass, und das Bier im Anschluss ist sensationell. Weiter so….“
Ines Papert, Profi-Bergsteigerin und vierfache Weltmeisterin im Eisklettern, war mit ihren Vorträgen mehrfach zu Gast beim Bergsichten-Festival. (Foto: Frank Kretschmann)
Wer zuerst kommt…
…dieser Bergsichten-Freund hat diesmal seinen Platz im schnell ausverkauften Elbsandstein-Filmblock sicher. Durch einen Trick: Er blieb einfach nach dem Ende der letzten Vorlesung im TU-Hörsaalzentrum sitzen. Vor den Sommersemesterferien.
Einer vor tausend…
…Voller Hörsaal, alle pünktlich, konzentriert und in freudiger Erwartung auf die nächsten 90 Minuten. Und wer genau hinschaut, entdeckt das eine oder andere Bier in den Bankreihen. Spätestens jetzt ist klar: Das ist keine Vorlesung, und der Mann da vorn ist kein Professor!
„Neues entdecken, Grenzen austesten und stets dem Besonderen auf der Spur! Darum geht es im Bergsport genauso wie an der TU Dresden – in jedem Fall Spitzenforschung, die sich durch Ausdauer, Mut und ein klares Ziel vor Augen auszeichnet. Daher freut es mich ganz besonders, dass das Hörsaalzentrum unserer Universität auch für die 15. Auflage des größten Berg- und Outdoor-Filmfestivals Deutschlands auserkoren wurde.“
Prof. Dr.-Ing. habil. DEng/Auckland Hans Müller-Steinhagen, Rektor der TU Dresden und Gastgeber des Bergsichten-Festivals. (Foto: Robert Lohse)
Ganz oben…
… da gab es Bergsichten noch nicht, dennoch markiert dieses Foto einen dramatischen Höhepunkt in Frank Meutzners Leben. Es erinnert an den größten Erfolg seiner bergsteigerischen Laufbahn: am 15. Mai 2000 steht er als Teilnehmer und Vize-Expeditionsleiter der sächsischen Himalaya-Expedition auf dem fünfthöchsten Berg der Erde, dem 8463 Meter hohen Makalu, hier im Abstieg auf etwa 6500 Meter mit Olaf Zill (rechts). Es war eine bedeutende alpine Leistung: die erste deutsche Besteigung ohne zusätzlichen Sauerstoff. Doch das Team verlor dabei auch einen Gefährten. Beim Abstieg kam ein Mitglied der Gipfel-Mannschaft ums Leben – wahrscheinlich infolge einer Lungenembolie.
Unverkennbar: Er schwört auf Mountain Hardware…
… bis ans Limit mit dem Nokia 3110! Besonders hochgebirgstauglich ist die integrierte Vollformatkamera, die leinwandgroße HDR-Panoramaaufnahmen möglich macht. Auch das Hochladen bei Facebook funktioniert wie auf Knopfdruck, dauert halt nur ein bisschen…
„Für mich ist Frank sowas wie die Liz Hawley von Sachsen. Was aber nix mit seiner Frisur zu tun hat! Ich kenne kaum jemand anderen, der sich so akribisch mit den Bergen befasst wie er. Und genauso akribisch hat er auch sein tolles Festival aufgezogen, das ist eine unschätzbare Lebensleistung. Ich weiß, wieviel Arbeit da drin steckt. Und ich weiß auch, dass wir bisher mehr Lebens-Zeit miteinander am Telefon verbracht haben als in den Bergen selbst. Wenn wir mal alt und grau sind, werden wir das hoffentlich ändern.“
Thorsten Kutschke, Frontmann der MDR-Bergsportsendung BIWAK, der auch bei Bergsichten die eine oder andere Show moderiert. (Foto: Hartmut Landgraf)
Das sieht ihm ähnlich…
… Meutz bei der Arbeit. Im Herbst 2017, bei Dreharbeiten mit der neuseeländischen Extremkletterin Mayan Smith-Gobat am Klotzriss am Frienstein. Mit dem, was er macht und in seiner ganzen Art ist der Mann eigentlich unnachahmlich. Komischerweise kommt es immer mal wieder zu den verrücktesten Verwechslungen: mit Puhdys-Bassist Harry Jeske. Gandalf, dem Grauen. Elizabeth Hawley. Den Muppets. Oder, wie es ein befreundeter Moderator hier süffisant auf die Spitze trieb: „Das graue Pelzige ist das Mikrofon…“
Gehackt von…
… Dieses Bild verfolgt Frank Meutzner in seinen schlimmsten Träumen. Trotz höchster Sicherheitsstandards wurde es 2014 hinter dem Rücken des Bergsichten-Chefs in den Abspann einer Show geschleust, wo es vor rappelvollem Saal fast eine Minute lang stehen blieb und für erhebliches Aufsehen sorgte. Wer für die Hacker-Attacke verantwortlich war, konnte nie ermittelt werden. Bergsichten bekam danach ein Firewall-Update… Zu Deutsch: strengere Brandschutzauflagen.
„15 Jahre Bergsichten, das sind auch 15 Lebensjahre, unzählige Stunden am Telefon, E-Mails, Verträge, Briefe, Berge von Papier. Zeit, die man auch im Gebirge hätte verbringen können. Für jemanden, der sein Festival und die Berge liebt, Jahr für Jahr keine leichte Entscheidung. Lieber Frank, ich wünsch Dir, dass Du die Balance zwischen beidem immer wieder findest.“
Holger Lieberenz, langjähriger Weggefährte und über viele Jahre die rechte Hand vom Bergsichten-Chef, Head of Communications, Chief-Sectretary, Sidekick, Hausmeister, Emergency Assistent und whatever. (Foto: privat)
Der Geist des Bergsichten-Festivals…
… ist bis tief ins Elbsandsteingebirge hinein zu spüren. Hier zur Bergfilmnacht 2016 in Bad Schandau. Auch auf dem Aktivhof in Porschdorf geht er seit vielen Jahren um.
„Wir sind hier, sind mit dir, bei den Bergsichten“
Lieber Meutz, nur wenige schaffen es, ein so erfolgreiches Festival wie die Bergsichten mit Beharrlichkeit, Bodenhaftung und so motivierend für alle Mitwirkenden auf die Beine zu stellen. Wir sind froh, von Anfang
an dabeizusein. Danke dafür, viel Kraft und Weiter so! Deine SchlappseilerSchlagzeuger Peter Schmeißer im Namen der Bergsteigerband Schlappseil, deren legendäre Partys im Hörsaalzentrum seit jeher dafür berüchtigt sind, sogar (Schnaps)-Tote wieder zum Leben zu erwecken. (Foto: privat)
Und hier gehts weiter zum Programm des 15. Bergsichten-Festivals 16.-18. November 2018 im Hörsaalzentrum der TU Dresden >>> www.bergsichten.de/programm
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