Der 6000er im Himalaya durfte bisher nicht bestiegen werden. Nun hat die nepalesische Regierung ihn freigegeben – und eine Chemnitzer Expedition steht in den Startlöchern.
Ein Wettlauf soll es nicht werden. Darüber sind sich der Chemnitzer Ingo Röger und seine Bergfreunde einig. Ende April wollen sich die fünf Sachsen auf den Weg in den schwer zugänglichen Nordwesten Nepals machen, um alpines Neuland zu erobern: einen noch unbestiegenen 6000er an der Grenze zu Tibet. Zum Team gehören mit Hanna Hilsberg und Uwe Erkelenz zwei weitere Chemnitzer, außerdem zwei Alpinisten aus Limbach-Oberfrohna und Freiberg – Franz Friebel und Lars Neumann. Die Fünf bilden die sächsische Ardang Spring Expedition 2015.
Im vergangenen Frühjahr war der Ardang (*Ergänzung) noch ein verbotener Berg, erst im April 2014 hat ihn die nepalesische Regierung für alpine Expeditionen freigegeben, als einen von insgesamt 104 „kleineren“ Himalaya-Gipfeln, die bislang gesperrt waren und nun bestiegen werden dürfen. „Man will wohl versuchen, den Strom der Alpinisten ein bisschen von den überlaufenen Kommerzbergen wegzulenken“, vermutet Röger. 500 Kilometer weiter östlich stehen die Expeditionen jedes Jahr Ende Mai am Mount Everest und anderen 8000ern Schlange – in einer kurzen stabilen Wetterphase vor Beginn der Monsunzeit.
Das Wetter macht dem Expeditionsleiter und seiner Mannschaft keine allzu großen Sorgen. Das Gebiet um den Ardang liegt auf der monsunabgewandten Seite des Gebirgsgürtels in einem staubtrockenen Winkel des Himalaya. Schnee sei dort zwar nicht ausgeschlossen, doch die Region wird von einer Menge anderer Berge gegen die großen Wetterfronten abgeschirmt, die aus Südosten heranziehen. Und bevor der Monsun den Himalaya so richtig erreicht, wollen die Sachsen von ihrem Berg schon wieder herunter sein.
Schwieriger als das Wetter könnte sich der Ardang selbst erweisen, denn die Bergsteiger wissen nicht genau, was sie vor Ort erwartet. „Die Tour hat den Charakter einer klassischen Kundfahrt“, sagt Ingo Röger. Wie das Gelände beschaffen ist und ob die Route zum Gipfel wirklich funktioniert, die sich die Mannschaft anhand von Karten und Google Earth ausgedacht hat, das wird sich erst am Berg zeigen. Große Gletscherspalten oder eine unüberwindbare Randkluft könnten den Weg versperren, eine Lawine oder ein Felsabbruch die ganze Unternehmung zunichte machen. Für den Gipfelsturm wollen die Sachsen am Ardang zunächst zwei Hochlager errichten – das obere auf 5500 Meter, direkt unter der Südwand. „Die Stelle hat den Vorteil, dass wir von dort zwei Alternativen für den weiteren Aufstieg haben“, erklärt der Expeditionsleiter – über den Nordost- oder den Südwestgrat. Mitte Mai wollen die Fünf auf dem Gipfel stehen.
Fraglich ist, ob sie die Ersten sein werden. Vor zwei Jahren hatte der französische Bergführer Paul Grobel die Gegend um den Ardang bereits erkundet, durch seinen Bericht wurden die Sachsen überhaupt erst auf den Berg aufmerksam. Die Region ist zwar schwierig zu erreichen, dafür aber nicht nur alpinistisch interessant, sondern auch kulturell. Auf der Trekkingtour zum Basislager kommt die Expedition u.a. an einem 1000-jährigen Kloster vorbei. Bisher haben sich kaum Ausländer in den entlegenen Winkel verirrt. 2015 könnte es anders sein. Den Gipfel als Erste zu erreichen, sei nicht das Wichtigste, versichert Uwe Erkelenz. Falls ihnen doch ein anderes Team zuvor kommt – dann soll es eben so sein. Nicht nur Erkelenz weiß, dass übertriebener Ehrgeiz im Hochgebirge fehl am Platz ist. 2005 war der Chemnitzer am Nojin Kansa (Tibet, 7205 Meter) dem Gipfel schon fast zum Greifen nahe und musste dann doch 200 Meter darunter aufgeben – weil er sonst nicht mehr genügend Zeit für den Rückweg gehabt hätte. Wer mit heilen Knochen vom Berg kommen will, muss solche Niederlagen verschmerzen. Bis auf den 24-jährigen Franz Friebel waren alle schon in Bereichen über 5000 Meter unterwegs – in Nepal, Indien, Russland oder Südamerika.
Freilich reizt der Erfolg. Es ist noch gar nicht lange her, dass einer sächsischen Expedition eine Erstbesteigung im Himalaya gelang: Die beiden Dresdner Alpinisten Christian und Markus Walter (Alpinclub Sachsen) standen 2012 als Erste auf dem Rupal Finger (5670 Meter) in Pakistan. Sechs Jahre zuvor erklommen die Dresdner Götz Wiegand und Frank Meutzner (Sächsischen Himalaya Gesellschaft) gemeinsam mit dem Rumänen Constantin Lacatusu als Erste den Peak Europe (6403 Meter) in Nepal. In diese Reihe sächsischer Gipfelsiege würde sich der Ardang mit seinen 6034 Metern würdig einfügen. Ingo Röger sieht es trotzdem entspannt: „Lieber kommen wir gesund wieder – und mit schönen Bergerlebnissen.“
*Ergänzung:
Zum Namen des Berges und seiner Höhe gibt es unterschiedliche Angaben. Der Name Ardang und die Höhe 6034 Meter sind einer Liste von Bergen entnommen, die im vorigen Jahr von der nepalesischen Regierung veröffentlicht wurde (Position 87). Entsprechende Höhenangaben finden sich auch in nepalesischen Trekkingkarten des Himalayan Map House. In einer an der TU Dresden erstellten Karte der Region Kailash-Gurla Mandhata wird der Berg hingegen nur mit 5958 Metern angegeben – sein Name ist laut Vorortrecherchen auch nicht Ardang sondern Dzang Uluk. Siehe Kommentar.
Sandsteinblogger.de ist offizieller Medienpartner der Ardang Spring Expedition 2015.
Wer das sächsische Team unterstützen möchte, findet auf der Homepage der Alpinisten entsprechende Informationen. Unterstützer bekommen aus Kathmandu eine Expeditions-Grußkarte mit den Bildern und Unterschriften aller Teilnehmer.
Ich kann diese Routen weiträumig über spaltenreiche Gletscher, über Abrüche etc hinweg zur Südwand des Berges nicht nachvollziehen…man sieht schon ohne 3-D Ansicht die Unwegbarkeit dieser Zustiege.. Ich habe das Gebiet 2012 und 2013 für die Erstellung der Karte Kailash-Gurla Mandhata untersucht…
Der Gipfel heiß definitiv nicht Ardang. Das nördlich vorgelagerte Seitental des Limi-Tales heißt Ardang-Tal bzw. der Fluß/Bach Ardang Chu…
Der Berg ist eher ein 5000 er und nach einigen Quellen bereits mehrmals inoffiziell bestiegen. Es ist in diesen Gebieten ein offenes Geheimnis…viele Berge sind bereits bestiegen…nur ohne teueren „Permit“. Ich würde keine Erstbesteigung proklamieren.
Der Berg wurde von mir bereit falsch bezeichnet, da mehrere Bezeichnungen für die markanten Gipfel südlich des Ortes Dzang bestehen. der Berg heißt nach gesicherten Angaben DZANG ULUK und ist ca. 5960 m hoch und als heilig angesehen.
Just about the name, Ardang. The people of Jang and Toling give me this local name, two time when i travel in the Limi Valley.
i feel that this his a virgin peak, even if it’s not so important. but the idea to go so fare sound good for me. All the best. Sorry to write in English…
Paulo