Die Frühblüher berühren in der Sächsischen Schweiz die Nordgrenze ihres Reiches. Ein für sie nährstoffarmes Land, wo sie besonders empfindlich sind.
Unweit der Waltersdorfer Mühle haben sie sich schon herausgetraut – die ersten zarten Blüten, die jedes Jahr Scharen von Schaulustigen ins Polenztal locken. Als ob er sie beschützen will, hat der Bach seinen Arm um ein kleines Wiesenstück geschlungen, auf dem Hunderte weiße Glöckchen mit der Frühlingssonne um die Wette leuchten: die ersten Märzenbecher.
In der kühlen Klamm gibt es nicht viele Sonnenflecken. Trotzdem fühlen sich die Märzenbecher hier offensichtlich wohl: Denn von Natur aus lieben die kleinen Frühblüher feuchte, nährstoffreiche Standorte – Bachränder, satte Wiesen oder Auwälder. Märzenbecher sind eher im südlichen Mitteleuropa zu Hause, in Sachsen endet ihr Reich, hier gelten wildwachsende Vorkommen als bedrohte Seltenheit. Die kleine Wiese in der Polenzklamm ist vielleicht einer der nördlichsten Vorposten des Märzenbechers. Auf den nährstoffarmen Böden der Sächsischen Schweiz führen die empfindlichen Glöckchen stellenweise ein wahres Hungerleben. Einstmals hat man die Blütenpracht deshalb gezielt gefördert – die Wiesen oberhalb der Klamm an der Bockmühle wurden regelmäßig gemäht, gedüngt und bewässert. Doch später kamen für den Märzenbecher schwere Zeiten, die Polenz wurde zu DDR-Zeiten stellenweise befestigt und ausgebaut, ihr Wasserstand sank, die alten Bewässerungsgräben trockneten aus. Rinder und viel zu schwere Mähtechnik taten ein Übriges. Erst nach der Wende ließ der Landesverein Sächsischer Heimatschutz den berühmten Wiesen wieder einiges an Pflege angedeihen.
Ob die Märzenbecherblüte heute noch das ist, was sie früher einmal war, darüber gibt es besonders unter älteren Einheimischen geteilte Ansichten. Dessen ungeachtet ist das Polenztal bis heute ein Wallfahrtsort für all jene in Sachsen geblieben, die den Winter satt haben und denen beim Anblick der zarten Glöckchen das Herz aufgeht. Jedes Jahr senden die Märzenbecher aus dem Polenztal eine unmissverständliche Botschaft in die Welt: In der Sächsischen Schweiz ist Frühling!
Entschuldigt bitte, dass ich hier klugscheiße, aber ein bisschen sollte man schon um die Begriffe wissen, die man verwendet. Eine Klamm ist das Polenztal allenfalls im Bereich des Sandsteins südlich der Lausitzer Überschiebung, wobei es selbst dort eigentlich nicht eng genug ist, um wirklich von einer Klamm zu sprechen.
Aber nördlich der Überschiebung, dort wo die Märzenbecher wachsen, ist es ein klassisches Kerbtal und auch nicht gerade extrem eng. Direkt nährstoffarm ist der Boden auf dem verwitterten Granit auch nicht, und zuviele Nährstoffe, vor allem Stickstoff (Stichwort Rinderweide), tun den Märzenbechern auch nicht gerade gut.
Eine enge Orientierung an den Fakten, auch wenn darüber so manch spektakuläre Formulierung fallen gelassen werden muss, macht einen Artikel erst wirklich gut und seriös.
Hallo Flueggus, über den Begriff Klamm kann man im Fall des Polenztals sicher streiten, es ging aber in dem Beitrag um eine Unterscheidung zwischen dem canyonartigen Teil des Tals zwischen Polenztalschänke und Waltersdorfer Mühle, wo die Felsen stellenweise bis an den Bach heranrücken, und den weiter oberhalb gelegenen Wiesen an der Bockmühle, wo das Geländeprofil flacher und kerbtalartig ist. Nur der erstgenannte Bereich des Tals wird in dem Beitrag als Klamm bezeichnet. Und dieser liegt ganz klar im Gebiet des nährstoffärmeren Sandsteins.